Das erstmalige Haarschneiden

Wenn ein Kind das Alter von einem Monat und einem Tag erreicht (vermutlich, um sicher zu sein, dass es ein ganzer Monat ist, wird ein Tag addiert), ist es aus der Gefahr von Krankheiten heraus, die, wie man glaubt, von Geistern hervorgerufen werden können. Dann wird das erste Haar, das sogenannte Feuerhaar, geschnitten. Bei dieser khwan genannten Zeremonie bekommt das Kind meist auch seinen Namen und wird in das Register der Familienmitglieder aufgenommen.

 

     

 

   
   

Ein Mönch schneidet mein Haar zum ersten Mal einen Monat nach meiner Geburt.

Hier hält mich meine Großmutter im Arm, während mein Großvater die Reste meiner Haare abrasiert, nachdem der Mönch mit seinem Teil fertig ist. Meine Mutter gibt mir derweil eine Flasche Milch zu trinken.

Meine Großmutter wäscht mir den Kopf nachdem alle ihre Arbeit beendet haben.

Danach brachte man mich ins Bett wo ich offensichtlich schöne Träume hatte. Im Bild sieht man gut die weißen Fäden um meine Handgelenke, khwan genannt. Solche bekam ich auch an den Knöcheln angelegt.

 

 
 

 

   
   

Wenn sie einem das Feuerhaar schneiden, müssen sie dem Brauch entsprechend Opfer für den Geist des Platzes erbringen. Das abgeschnittene Haar wird in einem Behältnis aus Bananenblättern, dessen Boden mit einem Blatt vom Caladium- oder Lotusbaum ausgelegt ist, gelegt; manchmal werden auch Blumen darunter gemischt. Anschließend wird es in niedrigem Wasser ausgesetzt. Die Person, die es schwimmen läßt, muss dabei so etwas sagen wie zum Beispiel “Wir bitten um ein glückliches und zufriedenes Leben so lang wie der heilige Ganges”.
Von den drei Möglichkeiten, die der indische Grhyasutra- Text vorschreibt, wie mit dem geschnittenen oder rasierten Haar zu verfahren ist (in einem Kuhstall aufbewahren, in einem Pool deponieren oder an einem Platz nahe am Wasser verbringen), war vermutlich der letztere der, von dem unser Brauch, das Behältnis zu fluten, abgeleitet wurde. Es war möglicherweise für die Leute zu unbequem, es in einem Kuhstall unterzubringen, wie es die erste Möglichkeit anbietet.

Dann kommen alle Verwandten zusammen zur Zeremonie des khwan-bindens. Der khwan ist ein dünner, weißer Baumwollfaden, der um die Handgelenke und Knöchel des Kindes gebunden wird. Dabei werden nach dem Brauch fromme Wünsche von den Anwesenden ausgesprochen. Wenn das alles gut beendet ist, werden Geschenke für das Kind überreicht.

Die beschriebene Zeremonie kann von einfachen Leuten ausgeführt werden. Im Fall von reichen oder prominenten Leuten kann die Zeremonie so weit ausgedehnt werden, wie es deren Verhältnisse und Fähigkeiten erlauben. Dazu gehört z. B., dass ein Astrologe den glücklichsten Tag für die khwan -Zeremonie bestimmt. Er muss Brahmane sein, und zu seiner Zeremonie gehört, dass er hingeht und neben dem kopfhohen Schrein, auf dem die Opfergaben abgelegt worden sind, mit tiefer Stimme betet. Auch ein baaj sii wird dann anwesend sein, eine Person, die das khwan-Zeremoniell leitet und “Kaufmutter des Kindes” genannt wird. Da ist ein Kreis aus Kerzen und es gibt Mönche, die buddhistische Lieder singen. Manchmal wird die extra dafür in einem Topf aufgehobene Nachgeburt auch in diese Zeremonie eingebracht, zusammen mit silbernen und goldenen Kokosnüssen, die gepflanz werden, wenn die Nachgeburt vergraben wird.

Es besteht eine gewisse Freiheit in der Ausgestaltung der Zeremonie. Nicht alles, was hier kurz beschrieben wurde, findet bei jeder Feier statt, dafür können auch andere, hier nicht aufgeführte Dinge passieren. Es hängt auch immer ein wenig davon ab, wie es die Alten einem erklärt haben.

 

 
 

 

   
   

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 03.08.2001