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Volksstämme in Thailand

Hill Tribes – Bergvölker

In den bewaldeten Bergregionen des nördlichen Thailand leben verschiedene Volksstämme, die aus ihrer ursprünglichen Heimat über die benachbarten Länder Burma und Laos eingewandert sind und hier einen neuen Lebensraum gefunden haben. Obwohl ein Großteil von ihnen ürsprünglich aus Tibet und China stammen dürfte, sind sie in ihrer Lebensweise sehr unterschiedlich und haben sowohl ihre Sprachen als auch die eigenen Traditionen nicht aufgegeben. Der Zeitraum ihrer Immigration erstreckt sich über die letzten 200 Jahre, einige von ihnen sind jedoch erst in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg nach Thailand gekommen.

     

 

 

 

   
   

In den nördlichen Provinzen Thailands, die zum früheren Lanna-Königreich gehörten, insbesondere aber in Chiang Mai, Chiang Rai, Mae Hong Son, Nan und Phayao haben die Bergvölker Thailands eine neue Heimat gefunden. Unter „Bergvölker“ als Oberbegriff werden die immigrierten Volksstämme zusammen gefasst, auch wenn sie nicht ausschließlich in den meist unzugänglichen Bergregionen wohnen.

Nach ihrer Ankunft in Thailand hatten sie sich zunächst in bis dahin nicht oder nur dünn besiedelten Regionen im Norden niedergelassen. Erst als die Thai mehr und mehr eigenes Land beanspruchten, wurden sie in die weniger attraktiven Berge abgedrängt.

Jede der Volksgruppen, von denen es etwa 15 verschiedene in Thailand gibt, hat ihre eigene Kultur, Religion, Sprache, Kunst und Kleidung bis heute bewahrt. Ihren Besonderheiten droht jedoch der Untergang, weil sie sich rasch mit dem Thai-Way-Of-Life assimilieren, der sich seinerseits unter westlichem Einfluss im stetigen Wandel befindet. Es ist damit zu rechnen, dass sie mit der Zeit mehr oder weniger vollständig in der Thai-Gesellschaft aufgehen werden. Das erklärt sich aus dem Unterschied des Lebensstandards der zumeist armen Bergvölker, die sehen, dass es den – nicht viel wohlhabenderen – Thailändern wesentlich besser geht. Die thailändische Regierung unterstützt zwar die Integration, gibt ihnen jedoch alle Rechte, ihre eigene Kultur, ihre Religion und ihre Lebensart zu behalten.

Die erste ernsthafte Beachtung, die die Bergvölker seitens der thailändischen Regierung erhielten, war 1959 mit der Gründung eines Nationalkomitees, das sich um ihre Belange kümmern sollte. Heute arbeiten eine Vielzahl von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen mit den Bergvölkern zusammen, darunter solche der Vereinten Nationen und privat finanzierte ehrenamtliche Vereinigungen. Die bedeutendste Institution ist das „Royal Development Project for the Hill Tribes“ (königliches Entwicklungsprojekt).

Trotz dieser Bemühungen haben die Bergvölker weiterhin schlechten Zugang zu Bildungseinrichtungen, verfügen über weniger ärztliche Versorgung und haben niedrigere Einkommen im Vergleich zu ihren thailändischen Nachbarn. Weil die Gruppen kulturell relativ isoliert leben, fehlt ihnen außerdem das Gefühl einer nationalen Identität. Viele sprechen kein Thai, weniger als ein Viertel besitzt die thailändische Staatsbürgerschaft. Das begünstigt kulturelle Missverständnisse erst recht.

Die Thailänder haben einigen der Bergvölker eigene Namen verpasst, die ganz und garnicht schmeichelhaft sind. Bei den Einzelbeschreibungen werde ich besonders darauf aufmerksam machen, damit wir als Gäste in ihren Dörfern darauf achten können.

Einer der Gründe dafür, dass die Bergvölker eine der Haupt-Touristen-Attraktionen des Nordens sind, ist die Tatsache, dass sie ihre Lebensart über Jahrtausende wenig verändert haben. Soweit man heute nicht mehr davon sprechen kann, werden ihre Brauchtümer jedoch für die Touristen konserviert, die sich als Zusatz-Einnahmequelle bewährt haben. So lassen sich manche nur gegen Zahlung (von moderaten 10 Baht) fotografieren. In manchen Dörfern betteln die Kinder, in anderen werden die Touristen ganz in Ruhe gelassen. Dort begnügt man sich damit, dass der eine oder andere etwas von ihren Waren kauft. Dabei sind diese Unterschiede oftmals in unmittelbarer Nähe zu beobachten, denn das Dorf des einen Volkes kann direkt an das eines anderen grenzen, ohne dass sich die Menschen einander angeglichen hätten.

Generell sind alle Bergvölker gastfreundlich und heißen ihre Besucher willkommen. Sie geben ihnen gerne die Gelegenheit, Einblick in ihre Lebensart zu bekommen, oft eine Art, die wir im Westen längst vergessen haben. Ein Besuch in einem ihrer Dörfer ist immer eine Erfahrung mit langanhaltenden Eindrücken.

Das Dorf ist die Hauptstruktur aller Bergvölker. Normalerweise gibt es in einem Dorf nur Häuser der gleichen ethnischen Gruppe. Ausnahmen sind die Haw (Yunnan-Chinesen), Shan, Lawa oder Thailänder, die sich als Händler in einem Dorf einer anderen Gruppe niedergelassen haben. Dazu kommen während der Erntezeit Saisonarbeiter von unterschiedlicher Herkunft.

Die Dörfer – mit Ausnahme derer der Lisu – werden von einem Dorfoberhaupt mit einem oder mehreren Assistenten geleitet. Er wirkt als Verbindungsmann zu staatlichen Institutionen und ist für den dörflichen Frieden zuständig, indem er Streitereien schlichtet. In einem voll entwickelten Dorf existiert darüber hinaus ein formloses Konzil der Älteren, bei dem Rat in wichtigen Angelegenheiten gesucht werden kann. Dieses Konzil wirkt bei allen wichtigen Entscheidungen mit, die das Dorf betreffen.

So wie es eine übergeordnete Struktur über den Dörfern nicht gibt, existiert auch kein höherer Führer, der Macht über mehrere oder alle Dörfer eines Stammes hätte.

Innerhalb eines Dorfes ist der einzelne Haushalt die nächst wichtige Institution. Bergvolk-Haushalte gibt es in einer Kern- und in einer erweiteren Form. Der Kernhaushalt besteht lediglich aus zwei Generationen, dem Mann, seiner Frau und den Kindern. Die erweiterten Haushalte finden sich vorwiegend bei den Hmong und den Yao, beides Völker, in denen es Vielweiberei gibt, während Lahu, Lisu, Aka, Karen, Htin und Kamu ausschließlich monogam sind.

Der Haushalt ist die grundlegende sozioökonomische Einheit und zuständig für Essen und Unterkunft, Wohlergehen, Erziehung, religiöse Anleitung und Sozialisierung.

Alle Bergvölker sind Animisten und glauben an Geister aller Art: himmliche Geister, Naturgeister, Ahnengeister, Hausgeister sowie Geister für bestimmte Dinge. Diese Geister, seien sie gutmütig oder übel wollend, erfordern Opfer und Versöhnung. Manche Geister können sowohl gutmütig oder böswillig sein, jenachdem, ob man sie richtig oder falsch behandelt.

Bei einigen Bergvölkern werden die höchsten Geister als gottähnlich angesehen. Viele Krankheiten und Unglücksfälle, den Einzelnen oder die Gruppe betreffend, so glaubt man, sind auf verstimmte Geister zurück zu führen. Der Schamane oder der religiöse Führer muss in solchen Fällen die Ursachen erforschen, damit die richtigen Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die gutmütigen Geister werden gerufen und mit Opfergaben dazu bewogen, die böswilligen Geister dazu zu bringen, den Kranken ihre gestohlenen Seelen zurück zu geben.

Bei einigen der Bergvölker hat daher der religiöse Führer, der Schamane, eine sehr wichtige Funktion. Er veranstaltet Rituale für das ganze Dorf oder einzelne Haushalte und betet für Wohlergehen und Fruchtbarkeit. Bei den Karen ist der Schamane oft gleichzeitig das Dorfoberhaupt.

Innerhalb der traditionellen Gruppen sind Klassenunterschiede nicht bekannt. Eine gewisse Exklusivität genießen allenfalls die Dorfältesten, die weit über ihren eigenen Haushalt hinaus anerkannt sind und besonderen Respekt verdienen.

 

 
 

Übersicht

Aka (I-Kaw)
Die Aka sind die ärmste ethnische Gruppe in Thailand und bekannt für ihre exotische Erscheinung und die außergewöhliche Kleidung.

Karen (Kariang, Yang)
Die Karen sind die größte ethnische Gruppe in Thailand und gehören zur sino-tibetischen Sprachfamilie.

Mon (Talaing)
Die Mon leben seit Jahrhunderten im heutigen Thailand und in Burma (Myanmar).

Lahu (Musur)
Die Lahu stammen aus Tibet und Südwest-China und kamen über Burma, Laos und Vietnam nach Thailand.

Lawa (Lua)
Die Lawa leben heute ausschließlich in Thailand. Ihre Geschichte ist wenig bekannt.

Yao (Mien)
Die Yao gehören wie die Meo zum Meo-Yao-Zweig der austro-asiatischen-Sprachfamilie.

Hmong (Meo)
Die Hmong finden sich in vielen Ländern Südost-Asiens, darunter Laos, Yunnan und Vietnam. Sie gehören zum Meo-Yao-Zweig der austro-asiatischen-Sprachfamilie.

Mlabri (Pi Tong Luang, Yumbri, Ma Ku)
Es gibt nur etwa 100 Angehörige dieser Gruppe in Thailand, die sich selbst „Geister der gelben Blätter“ nennen.

Khmer
Die Khmer haben im 9. Jahrhundert das mächtige Khmer-Königreich in Kambodscha gegründet, welches für 600 Jahre bestand.

Padaung (Long Neck)
Eine Untergruppe der Karen, bekannt für ihre Langhals- und Langohr-Frauen.

Lisu
Etwa 30.000 Lisu leben in Thailand. Sie gehören zum Tibeto-Burma-Zweig der sino-tibetischen Sprachfamilie.

Palong (Ta Ang)
Die Palong gehören dem Mon-Khmer-Zweig der austro-asiatischen Sprachfamilie an.

Htin (Lua)
Die Htin tragen keine farbenfrohe Kleidung und sind deshalb nicht so Postkarten-kompatibel wie andere Bergvölker.

Shan (Tai Yai)
Die Shan bevorzugen seit jeher mittelhohe Gebirgsgegenden, die am Besten geeignet sind für ihre traditionellen Kulturpflanzen.

Kamu
Die Kamu sind eine der kleinen Volksgruppen, von denen nur etwa 10.000 an der thai-laotischen Grenze in der Provinz Nan leben.

 

   
   

Bezüglich ihrer Praktiken beim Ackerbau lassen sich die Bergvölker in drei Gruppen unterteilen: Trockenreis-Bauern, Nassreis-Bauern und solche, die beide Anbauverfahren anwenden.

Bei der Art, wie sie ihr Ackerland nutzen, gibt es ebenfalls drei prinzipielle Formen:

  • Das „Swiddening“ genannte Verfahren, neue Anbauflächen zu erschließen, wenn die bisherigen mehr oder weniger ausgelaugt sind. Das war in der Vergangenheit immer verbunden mit einem Ortswechsel des ganzen Dorfes, der Brandrodung der Wälder sowie der Schädigung der Hochland-Wasserscheiden. Dieses üblicherweise von Opium-anbauenden Bergvölkern praktizierte Verfahren ist heute nicht mehr möglich, weil das Abholzen der Wälder generell untersagt ist.
  • Die Land-Rotation bei den Karen, Htin und Kamu, die traditionell kein Opium anbauen. Dieses Verfahren des wechselnden Anbaus verschiedener Pflanzen laugt die Fruchtbarkeit der Böden nicht aus und erlaubt es den Bauern, auf Dauer in fest aufgebauten Dörfern zu bleiben.
  • Die Nassreis-Kultivierung, wie sie die Karen und die Htin praktizieren, die dafür terassenförmige Anbauflächen sowohl in der Tiefebene als auch in mittleren und hohen Bergregionen anlegen.

Einige der Bergvölker sind auch heute noch Opium-Bauern, obwohl das illegal ist. Die Opium-Sucht ist in manchen Dörfern ein großes Problem. Von Seiten der thailändischen Regierung gibt es seit Jahren besondere Programme, die den Schlafmohnanbau eindämmen sollen. Die angebotenen und geförderten Alternativen wie Blumenzucht, Reis- und Obstanbau sind jedoch arbeits- und zeitaufwändiger für die Bauern, so dass sie sich nur schleppend durchsetzen. Dort, wo Polizeikräfte die Felder zerstören und die Bauern mit harten Strafen belegt werden, neigen diese eher dazu, in benachbarte Länder zurück zu gehen, wo sie ohne Repressalien weiter Schlafmohn anbauen können.

 

 
 

Ackerbau

 

   
                 


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 10.06.2004