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Familienleben in Thailand

Die Familie ist der Mittelpunkt der Thai-Gesellschaft. Der Zusammenhalt innerhalb der Familie gilt ihnen weit mehr als in unseren westlichen Kulturen. Auf diesen Seiten sollen die Besonderheiten beschrieben werden.

In der innerfamiliären Hierarchie stehen die Eltern an der Spitze. Der Vater wird als der Führer angesehen, aber die Mutter kümmert sich um die Finanzen.

Die Alten sind ein wichtiger Teil der thailändischen Gesellschaft. Eine jüngere Person soll generell eine ältere Person respektieren. Wenn Thai-Kinder ihren Eltern einen Brief schreiben, beginnen sie oft mit „Vater, Mutter, die ich respektiere“.

Thai-Kinder leben üblicherweise nicht weit entfernt von ihren Eltern. Sie geben ihnen einen großen Teil ihrer Einkünfte. So war es jedenfalls bisher, aber die Zeiten ändern sich. Mit der Industrialisierung Thailands gehen mehr und mehr junge Menschen aus ihren Dörfern heraus nach Bangkok, um dort ihre Chancen wahr zu nehmen. In den meisten Fällen hören sie dann nicht auf damit, den Eltern Geld zu schicken, jedoch haben die Eltern in der Ferne weniger Einfluss darauf. Früher haben die Eltern bestimmt, welchen Weg die Kinder einschlagen sollen, heute entscheidet der Nachwuchs selbst.

Kinder sind die Versicherung der Eltern. Es gibt in Thailand keine Pension, wenn Arbeiter aus Altersgründen den Beruf aufgeben. Daher kommt die einzige Unterstützung von Seiten der Kinder. Oftmals bleiben diese im Haus ihrer Eltern, auch wenn sie alt genug wären, ihr eigenes Leben zu führen. Das gilt besonders für Mädchen: sie sollten das Elternhaus nicht verlassen bis sie selbst heiraten. Wenn ein Mädchen alleine lebt, nimmt jeder an, sie sei eine „mia noi“, die Geliebte eines reichen Mannes, oder allgemein ein „schlechtes Mädchen“.

Thai schieben ihre alten Herrschaften nicht in ein Altersheim ab, wie es im Westen üblich ist. Sie halten das nicht für eine angemessene Art, den Eltern für alles Gute zu danken, das sie von ihnen empfangen haben.  Deshalb ist die Familie im typischen Dorf auf dem Lande Thailands eine Großfamilie mit mehreren Generationen, die entweder alle in einem Haus leben oder in mehreren Häusern auf dem gleichen Grundstück  Hier erlernt das thailändische Kind die Verhaltensregeln, die es für sein ganzes spätere Leben im Dorf und darüber hinaus braucht. Im Vordergrund stehen Toleranz, Rücksichtnahme und Kompromissbereitschaft.

Die Häuser selbst sind normalerweise einfacher Bauart und auf Stelzen errichtet. Haustiere wie Büffel, Hühner usw. werden unter dem Haus gehalten, während die Familie oben, häufig in einem einzelnen Raum wohnt. Viel Privatsphäre ist dort nicht möglich, wird allerdings auch nicht für so wichtig gehalten wie in westlichen Kulturen.

Respekt für die Ältesten in der Familie wird von klein auf gelehrt. Dieses Rollenbild gilt auch in der weiteren Welt außerhalb der Familie und wird ein Leben lang tief verwurzelt sein. So fällt einem jungen Thai die Konfrontation mit einem Älteren immer schwer, auch später im Laufe seiner Karriere im Geschäft oder der Verwaltung.

Zu den weiteren Prägungen der Kindheit gehört das Gefühl für Verantwortlichkeit  Jedem Kind werden bestimmte Aufgaben entsprechend seinem Alter und seinen Fähigkeiten zugewiesen, die es akzeptiert und eigenverantwortlich erledigt. Auch die generelle Zuständigkeit der Kinder, später für die Eltern zu sorgen, wenn diese älter werden, gehört dazu. Das ist eine herausragende Eigenschaft des thailändischen Familienkonzeptes. Es wird auch nicht als Unbequemlichkeit angesehen, für älter werdende Eltern aufkommen zu müssen. Im Gegenteil sind die alten Herrschaften gerne im Haushalt gesehen, ihr im Leben erworbenes Wissen wird anerkannt und genutzt, ihre Ratschläge werden gesucht, insbesondere auch bei der Erziehung der Enkelkinder zu verantwortlichen Erwachsenen mit den gleichen traditionellen Werten.

 

     

 

   
   

Geschwister: Wenn sie zu einem älteren Geschwisterteil sprechen, reden sie es mit „Phi“ an, ein jüngeres mit „Nong“. Nur wenn der Altersunterschied sehr gering ist, sprechen sie es mit dem Vornamen an. Jüngere müssen die älteren Geschwister respektieren, ihre Weisungen annehmen. Ältere müssen die jüngeren beschützen.

Großeltern: Je nach dem, ob sie die Eltern des Vaters oder der Mutter sind, haben sie unterschiedliche Namen. Die Mutter der Mutter wird „Yai“ gerufen, die Mutter des Vaters „Ya“. Der Vater der Mutter ist „Ta“ , der des Vaters „Pu“.

Onkel und Tanten: Auch hier gibt es vier verschiedene Namen zu merken: Die älteren Brüder eines Elternteils heißen „Lung“, die jüngeren „Ah“. Die älteren Schwestern eines Elternteils „Pa“, die jüngeren „Na“.

...und weil Begriffe aus Verwandschaftsverhältnissen verwendet werden, gehören folgende auch auf diese Seite:

Unbekannte: Wenn es im täglichen Leben notwendig wird, eine unbekannte Person anzusprechen, verwenden die Thai im Zweifelsfall „Phi“, wenn sie sich über das Alterverhältnis nicht sicher sind.
Die Worte „Phi" (Ältere), „Nong" (Jüngere), „Lung" (Onkel), „Pa" (Tante), „Yai" (Großmutter) werden ebenfalls auf Unbekannte angewendet. Zuvor versucht man, das Alter des Gegenüber treffend einzuschätzen.

Freunde: Sogar unter Freunden gilt die Hierarchie: Der Jüngere benutzt „Phi“, der Ältere den Vornamen.

Beispiele: Ein Kellner, eine Kellnerin im Restaurant wird „Phi“ oder „Nong“ gerufen, wenn man sich der Altersschätzung einigermaßen sicher ist. Im Zweifelsfall wird man sicher „Phi“ verwenden. Ein Taxifahrer wird „Lung“, eine Verkäuferin auf der Straße „Pa“ gerufen, wenn sie beide mittleren Alters sind. Ältere Leute, so ab etwa 60 Jahren, werden mit „Yai“ resp. „Pu“ angesprochen. Noch höflicher ist die Verwendung des Wortes „Khun“ davor. Bei Zeremonien wie beispielsweise Hochzeiten, wenn das Paar anlässlich einer kleinen Ansprache allen danken will, verwendet es den Terminus „Phi-Nong“ und meint damit alle Brüder und Schwestern – auch wenn die Gäste nicht der eigenen Familie angehören (in kleinen Dörfern werden alle wie zu einer großen Familie gehörend angesehen).

 
 

Anreden

Es gibt sehr feine Unterscheidungen der Familienmitglieder. Eine Menge Wörter werden benutzt um die Familienmitglieder einzuordnen.

 

   
   

 

 
 

 

   
                 
                 


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 27.05.2004