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Leben in Thailand

Soweit überhaupt möglich ist es sicherlich kein leichtes Unterfangen, zu ergründen, zu beschreiben und auch zu verstehen, warum die Menschen einer anderen Kultur sich in gegebenen Situationen anders verhalten als wir - sind wir doch überzeugt davon, dass wir es richtig machen. Sicher? Das mag stimmen oder auch nicht - sicher ist aber eins: Unser Verhalten wird in der Regel von unseren Zielen bestimmt. Jede Kultur und jedes Individuum darin kann andere Ziele haben. So muss das, was für uns gut und richtig ist, für andere nicht ebenfalls das Beste sein. Zur Betrachtung der Lebensumstände gehört deshalb die Einbeziehung der Lebensphilosophie der jeweiligen Kultur. Die Lebenseinstellung der Thai unterscheidet sich in vielen Bereichen von der unseren. Teilweise auf dramatische Weise, was auch zu dem Begriff „Kulturschock”geführt hat, dem man in diesem Zusammenhang öfters begegnet.

Von Ex-Premierminister Kukrit Pramoj (PM vom 17.03.1975-12.01.1976) stammt folgendes Zitat: „Der Lebensstil der Thai ist geschmackvoll, verwöhnt von einer gütigen, schwelgenden Natur, geprägt von anpassungsfähigen moralischen Werten und einer heiteren Gelassenheit gegenüber den Problemen des Lebens… Für einen Thai besteht das Leben im Grunde in einer einzigen langen Entspannungsphase.”

Als Einführung in ein tieferes Verständnis der Lebensphilosophie der Thai eignet sich die Analyse dreier wichtiger Worte aus dem Thai-Wortschatz: sanuk, sabai und suay. Sie stehen kennzeichnend neben dem oft gehörten mai pen rai und dem Bild vom „Land des Lächelns” für ein leichtes, vergnügliches Leben im Diesseits, obwohl doch die buddhistische Prägung den Menschen sagt, dass alles Leben Leiden sei. Ein Widerspruch? Jedenfalls bemühen sich alle Thai – und scheinen damit Erfolg zu haben – das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Weitere oft gehörte Begriffe, insbesondere die, in denen djai (Herz) vorkommt, können ebenfalls zur Vermittlung des Thai-Way-Of-Life herangezogen werden. Dennoch kann dieser Beitrag nur einen ersten Überblick geben. Feinste Nuancen im Verhalten der Thai werden sich uns, wenn überhaupt, erst nach längerem Aufenthalt im Land erschließen.

 

 
 
 

 

Tagesfarben
Jeder Tag der Woche hat seine eigene Farbe

Essen
Die thailändische Küche ist sicherlich eine der delikatesten und aufregendsten in der ganzen Welt.

Festtage
Thai feiern oft und gerne Feste. Hier ist eine Übersicht aller Termine.

Mondkalender
Viele Festtage orientieren sich auch heute noch am Mondkalender. Wie ist er aufgebaut?

   
   

Der Begriff sabai steht für „angenehm”, „gemütlich” oder „bequem”. Das ganze Leben sollte sabai sein. Statt „Wie geht's?” fragt man ungefähr „Du fühlst dich doch wohl, oder?” (sabai dii rù). Die Antwort darauf ist dann wieder sabai dii „wohlfühlen-gut”.

Das Wort suay bedeutet „schön”. Thai sind hochentwickelte Ästheten. Beim Kauf eines Gegenstandes ist suay ein wichtiges Kriterium. Das rein Äußerliche ist oft viel wichtiger als der funktionale Nutzen (bei Gegenständen) oder die inneren Qualitäten (bei Menschen). Beispielsweise wird während den Nachrichtensendungen im Fernsehen gerne auf die äußerliche Erscheinung der Moderatoren geachtet, die vermittelten Informationen hingegen spielen dabei manchmal eine untergeordnete Rolle.

Sanuk bedeutet „Spaß haben”. Alles, was man tun kann, wird danach beurteilt, ob es Spaß bringt. Was nicht sanuk ist, unterlässt man, wann immer es geht. Manchmal muss man Dinge tun, die nicht sanuk sind - dann aber geht es um die Frage, wie man das Unvermeidliche mit etwas sanuk würzen und damit angenehmer machen kann.

 

 
 

Sanuk, Sabai und Suay

Diese drei Worte gehören zur thailändischen Lebensphilosophie

   
   

Thailand ist von der üppigen Natur von jeher über alle Maße verwöhnt worden. Fast wie im sprichwörtlichen Paradies war alles vorhanden, was man zum Leben brauchte, auch ohne viel dafür arbeiten zu müssen: Eine schier unfassbare Auswahl an Früchten, Gemüsen, Kräutern und Gewürzen wuchs überall und von allein, man brauchte sich nur bedienen. Fische waren am Meer und in den Flüssen derart reichlich vorhanden, dass man sie ohne große Anstrengungen mit den bloßen Händen fangen konnte. Richtige Arbeit machte eigentlich nur der Reis-Anbau, einmal beim Pflanzen der Setzlinge und ein weiteres Mal beim Einfahren der Ernte – mit jeweils großen Pausen zwischen den beiden relativ kurzen Arbeitsperioden.

Mehr musste man nicht tun! Was also lag näher, sich die Zeit mit angenehmeren Dingen zu verschönen? Spiel und Spaß mit Hahnenkämpfen oder Bootsrennen oder einfach nur Müßiggang waren Alternativen. Ohnehin anfällige Familienfeiern ließen sich beliebig ausdehnen. Oder mit anderen Leuten aus dem Dorf zusammen sitzen und „palavern” ohne sich gängeln zu lassen. Ersthafte Themen mussten nicht sein: wem sollten komplizierte wissenschaftliche oder philosophische Theorien nutzen, da man sich doch um die Zukunft keine Gedanken machen brauchte…

Das Leben ohne größere Anstrengungen ließ den Menschen außerdem den notwendigen Raum, sich den schönen Dingen zu widmen. Sie wurden zu Ästheten, denen das Anschauen schöner Dinge einer Steigerung des Wohlbefindens diente. So konnten sie künstlerische Anlagen entwickeln und talentierte Handwerker waren die, die schöne Dinge fertigten.

Vieles davon haben sich die Thai – zum Glück – bis heute bewahrt.

 

 
 

Woher kommt's?

Über die soziologischen und historischen Ursachen einer einzigartig unbeschwerten Lebensweise

 

   
   

Essen: Essen ist absolut sanuk. Je mehr Leute daran teilnehmen, desto mehr sanuk ist es. Thai denken permanent ans Essen und die kurzen Verdauungspausen zwischen den zahlreichen Mahlzeiten dienen zur weiteren Speiseplanung. Bei der aufregend delikaten Thai-Küche ist das aber auch kein Wunder.

Shopping: Sehr sanuk, besonders dem weiblichen Geschlecht. Solange Geld da ist (oder geborgt werden kann), kaufen Thai oft unbesonnen und spontan. Der Preis spielt dabei keine entscheidende Rolle. Man kauft, was man haben will, nicht immer von der Notwendigkeit geleitet. Der pure Akt des Kaufens an sich macht enorm Spaß, und spätere Reuegefühle über zuviel ausgegebenes Geld sind nahezu unbekannt.

Fernsehen: Sehr sanuk. Das Fernsehen gilt als die Unterhaltung schlechthin. In vielen Haushalten läuft der Fernseher von morgens bis abends, wobei es auf den Inhalt nicht unbedingt ankommt. Analysen des Programms oder kritische Auseinandersetzungen damit sind nicht üblich. Am liebsten mögen Thai endlose Seifenopern und Karatefilme mit den Helden Bruce Lee und Jackie Chan aus Hongkong. Dabei gibt es lehrreiche und durchaus interessante wissenschaftliche oder kulturelle Programme des staatlichen Senders Channel 11, sie werden jedoch von vielen abgelehnt, weil sie keinen sanuk bieten.

Reisen: Ist nur unter bestimmten Voraussetzungen sanuk. Thai reisen am liebsten in Gruppen oder im Familienkreis. Alleine reist man allenfalls, um Verwandte oder Freunde zu besuchen, dann ist nicht die Reise an sich sanuk sondern das Ziel. Selbstredend muss die Reise bequem sein und darf nicht zu abenteuerlich werden (die wenigsten Thai sind Abenteurer- oder Entdeckernaturen). Kaum ein Thai besucht seine Nachbarländer wie Laos, Kambodscha oder Burma (Myanmar), weil diese Länder in seinen Augen rückständig und somit nicht sehenswert sind. Ganz anders ist es, sofern es das Budget erlaubt, mit Europa, Australien oder Nordamerika, also Ländern mit hohem Lebensstandard. Auf jeden Fall aber fühlen sich Thai in Thailand am wohlsten. Thailand ist ohne Zweifel sabai-sabai.

Spazieren gehen: Nicht sanuk in einem Land, in dem selbst kürzeste Strecken mit dem Bus, Tuk-Tuk oder Taxi zurückgelegt werden. Wer läuft, erweckt den Eindruck, kein Geld zu haben oder zu geizig zu sein, um das bisschen Kleingeld auszugeben. Der gesundheitliche Nutzen körperlicher Betätigung durch Fortbewegen aus eigener Kraft ist den meisten Thai fremd, zumal das warme Klima nicht gerade die Motivation zu sportlichen Aktivitäten fördert. Zudem möchte sich kaum jemand freiwillig der Sonne aussetzen, um nicht eine dunklere Hautfarbe zu bekommen. Eine dunkle Hautfarbe ist verpönt, denn die haben die Bauern auf dem Lande, die sich täglich an der prallen Sonne abplagen müssen. Eine helle Hautfarbe dagegen hat in Thailand Statuswert. Interessanterweise entspricht das genau dem Gegenteil unserer Einstellung.

Lesen: Ist nur sanuk, wenn es nicht zu sehr überfordert. Der beliebteste Lesestoff sind Boulevardblätter und Comics, während Sachbücher nur für eine Minderheit interessant sind.

Tiefgründige Diskussionen: Gespräche mit ernstem Charakter sind generell nicht sanuk. Sie gibt es auch nur in Ländern, in denen die Sonne nicht so oft scheint, in denen es nicht so viel zu Essen gibt und überhaupt alles nicht so schön ist. Streitigkeiten und Kontroversen werden so gut wie möglich vermieden, damit der soziale Frieden erhalten bleibt. Das Kritisieren von Personen ist nicht üblich, und wenn es doch passiert, dann lässt es eher negative Rückschlüsse auf den Kritiker denn auf den Kritisierten zu. Lockere, freundliche und humorvolle Gespräche, wie z. B. die der Thaifrauen über ihre Ehemänner, fördern dagegen das allgemeine Wohlbehagen und sind demnach sanuk.

 

 
 

Was ist sanuk?

Bitte nicht zu wörtlich nehmen! Übertreibungen sind Akzentuierung und dienen nur der Veranschaulichung (und drücken gleichzeitig meine Bewunderung aus)

   
   

Trifft der Thai mit ihm fremden Personen zusammen, so versucht er als erstes, deren soziale Position und die damit verbundene Machtstellung auszuloten. Um dies schnell und zutreffend zu bewerkstelligen, damit bereits die angemessene Begrüßung davon abhängig gemacht werden kann, stehen ihm aus einer für die endgültige Positionierung bewährten Checkliste nur die ersten Punkte zur Verfügung: Äußere Erscheinung wie Kleidung und geschätztes Alter. Um das Bild zu verfeinern, kann er danach das Benehmen und die Art der Sprache ausloten. Wenn es gelingt, etwas über die Schulbildung, den Beruf, die Vermögensverhältnisse, seine Beziehungen und deren Reichweite, Gruppenzugehörigkeit, Familie, Verwandte und das Alter herauszufinden, so ermöglichen ihm diese Einzelheiten eine recht exakte Positionierung. Damit kann die soziale Interaktion reibungslos funktionieren, er weiß, nach welchem Verhaltensmuster er zu handeln hat.

Warum ist das so wichtig? Von klein auf lernen Thai-Kinder die zu ehren und zu respektieren, die in der Famile als kleinste soziale Einheit über ihnen stehen: selbstredend die Eltern und die Großeltern, deren Geschwister und die eigenen älteren Geschwister, generell alle älteren Menschen. Den gleichen Respekt erfahren sie von ihren jüngeren Geschwistern und anderen jüngeren Menschen, sofern nicht andere, den Rang beeinflussende Faktoren, dagegen sprechen. Daher ist die treffende Einschätzung des Alters von elementarer Bedeutung, hängt doch davon ab, wie man sich begrüßt und anredet. So können Niediggestellte oder Untergebene mit einem raueren Umganston angesprochen werden als Hochgestellte oder Vorgesetzte, denen mit angemessenen Respekt zu begegnen ist.

Wegen der tragenden Bedeutung der sozialen Position neigt der Thai dazu, sich bis an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten auffallend gepflegt zu kleiden, um ein besseres ranking zu bekommen als ihm eigentlich zusteht. Das funktioniert jedoch nicht immer, weil Thai sich nicht so einfach in die Irre leiten lassen. Ausländischen Besuchern fällt es jedoch in der Regel auf, möglicherweise halten sie Thailand deshalb für wohlhabender als es eigentlich ist.

Zu den hochgestellten Personen müssen auch die Reichen gezählt werden, egal, auf welche Weise sie ihr Geld verdient haben und aus welchen Schichten sie ursprünglich kommen. Reiche sind deshalb unantastbar, weil sie mit ihrem Geld über das Potential verfügen, sich Recht und Macht zu erkaufen.

Nicht ganz einfach ist es mit Ausländern – aber auch sie werden taxiert und eingeordnet. Generell gelten Touristen als reich, wie sonst könnten sie sich einen Urlaub in Thailand leisten. Aber, anders als Thai, die sich gerne besser kleiden, laufen diese Ausländer herum wie die letzten Heuler. Kein Thai würde es wagen, sich in diesem Outfit, sehen zu lassen: schlabbernde kurze Hosen, billige T-Shirts und Gummi-Sandalen, das ist in Thailand allenfalls die Kleidung der Aller-Ärmsten. Dazu kommt die undezent-freizügige Kleidung der Ausländer-Frauen und die herbe Ausdrucksweise ihrer Männer, die sie sich nur in den Go-Go-Bars Bangkoks angeeignet haben können. So reden nur Thai von zweifelhafter Herkunft, mit denen bessere Thai sich niemals abgeben würden. Nach der für Thai gültigen Checkliste ist der Tourist demnach nicht einzuordnen. Als Ausweg aus diesem Dilemma haben sie die Allzweck-Klassifizierung farang erfunden, die man immer wieder zu hören bekommt. Nicht, dass wir Ausländer mit dieser Einordnung Narrenfreiheit erlangen, aber dem farang sieht man kleinere Fehler eher nach.

 

 
 

Soziale Positionierung

Standesunterschiede finden ihren Ausdruck in einem differenzierten Gruß- und Anrede-System und bestimmen das weitere Verhalten bei der Begegnung der Thai untereinander und mit ausländischen Besuchern

   
   

Es ist leicht nachvollziehbar, dass in ausgeprägt hierarchie- und statusbewussten Gesellschaften die Vorstellung von einer „persönlichen Ehre” einen höheren Stellenwert einnimmt als in egalitären Systemen. So, wie oben beschrieben, ein jeder Thai versuchen wird, möglichst hoch im sozialen Rang eingestuft zu werden, keinesfalls aber unterhalb der ihm zustehenden Position, derer er sich wohl bewusst ist, so sehr trifft es ihn, wenn es zur schlimmsten persönlichen Katastrophe im Leben kommt, die einen Thai treffen kann: sia naa, „das zerstörte Gesicht”, der Verlust der Ehre. Wenn durch die Bloßstellung der Persönlichkeit mit all ihren Schattenseiten seine soziale Position ins Wanken gerät, kommt das einem persönlichen Zusammenbruch gleich. Derjenige, der für das sia naa verantwortlich ist, muss mit härtesten Konsequenzen seitens des Erniedrigten rechnen. Denn der kann zumindest einen Teil seines Gesichts damit zurückgewinnen, dass er den „Entehrer” nicht ungeschoren lässt.

Wenn wir die Thai normalerweise als freundliche, liebevolle und vor allem friedliebende Menschen kennen lernen und diese Eigenschaften auf buddhistische Grundsätze zurück führen, so verlieren deren Einflüsse an Bedeutung, wenn das eigene Ich, der Stolz, Ehre und Unabhängigkeit in Gefahr geraten. Über alle Bevölkerungsgruppen hinweg ist diese Ego-Orientierung mit einem sehr hohen Stellenwert belegt, bei den Städtern noch mehr als bei der Landbevölkerung.

Wenn uns farang auch kleinere Fehler verziehen werden, so zahlt es sich in jedem Fall aber aus, es garnicht so weit kommen zu lassen. Die auf der Seite Tabu's aufgeführten Regeln sollten wir uns alle zu Herzen nehmen, weil ihre Verletzung ungewollt zu einem Gesichtsverlust unserer Gastgeber führen könnte.

 

 
 

Ehre und „Gesicht”

Die schlimmste persönliche Katastrophe im Leben eines Thai ist der Verlust des Gesichts

   
   

Das Aufdecken der eigenen Schwächen erfolgt natürlich nicht nur durch Dritte. Falsches Verhalten kann den Menschen auf der Stelle bloß stellen. Sich dieser Gefahr bewußt, wird der Thai in jeder Situation darauf achten, dass er sein Gesicht nicht verliert. Als Schwäche würde ihm ausgelegt, wenn er in einer Meinungsverschiedenheit die Ruhe verlöre. So ist es seine Verpflichtung, ein „kühles Herz”. djai yen, zu behalten, egal, was passiert.

Dabei werden mitunter sogar offene Ungerechtigkeit und Misshandlung äußerlich unbewegt „eingesteckt” – soweit geht der gesellschaftliche Druck, Konflikten auszuweichen. Der dadurch entstehende Eindruck einer harmonischen Gesellschaft, der dem Thailand-Besucher sehr anziehend erscheinen mag, kann allerdings nur oberflächlich sein. Es unterscheidet sich aber die Wertschätzung der Oberflächlichkeit der Menschen der westlichen Länder und der Thai. Wir im Westen vermuten, dass die wahre Bedeutung irgendwo unterhalb der Oberfläche liegt und dass der Inhalt mehr ist als nur die Form. Thai neigen eher dazu, die Oberflächenrealität anzunehmen, ohne nach dem tieferen Sinn zu fragen. Bei ihnen ist Form gleich Inhalt, deshalb gilt Oberflächenharmonie als wirkliche Harmonie, unabhängig von den zugrundeliegenden Motiven der Beteiligten. Bei Oberflächlichkeit in diesem Sinne spricht die Wissenschaft von Formhandlungen in der sozialen Beziehung. Wenn man, trotz Meinungsverschiedenheiten, miteinander leben muss und nicht ausweichen kann, ist es pragmatisch, nicht zu sehr in die Tiefe zu gehen. Thai, die überwiegend in dörflichen Gemeinschaften leben, im ständigen engen Kontakt und zeitweise im Kollektiv miteinander arbeiten müssen, tun gut daran, keine Feindschaften „zu pflegen”. So macht der soziale Anpassungsdruck in der Dorfgemeinschaft nebenbei auch geschriebene Gesetze und die Strafen entbehrlich. Dem Thai ist bewusst, dass das Wohlergehen der Gemeinschaft über seiner individuellen Freiheit steht. Dafür ordnet er sich unter.

Doch wie weit ist der Einzelne belastbar? Subtile Zeichen lassen erkennen, wenn aus dem kühlen Herz djai yen mehr und mehr ein heißes Herz djai ron wird, doch diese sind für den farang oftmals nicht erkennbar. Ein Thai jedenfalls weiß, was es bedeutet, wenn plötzlich statt des persönlichen "du" das eigentlich als Fürwort für Tiere und Sachen gebräuchliche ke fällt. Was hält den Betroffenen davon ab, gleich zu explodieren? Eskaliert die Situation, dann werden die Folgen nicht kalkulierbar sein!

Jeder, der mit djai ron Zorn oder Wut offen zeigt, riskiert, zumindest sein Gesicht zu verlieren. Aber er gefährdet nicht nur sich selbst, sondern die Gemeinschaft. Nach dem neben dem Buddhismus weit verbreiteten Animismus fordert menschliche Wut den Zorn der Geister heraus. Und deren Rache ist nicht sehr selektiv, zumal ihre Mittel – Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöte oder Seuchen – kaum wirksam auf einen Einzelnen anwendbar sind!

Die Angst vor kollektiver Strafe lässt deshalb den einzelnen Thai einiges einstecken. Jeder Mensch aber hat seine eigene individuelle Schmerzgrenze. Auch ein Thai ist nicht beliebig belastbar. Die durch soziale Zwänge und buddhistische Erziehung auferlegte Zurückhaltung kann nicht jede Explosion verhindern.

Trotz der hohen persönlichen Reglementierung sieht der Thai in seiner inneren Freiheit die besten Voraussetzungen für eine emotionell und physikalisch stabile Verfassung. Diese innere Freiheit in sozialer Harmonie bewahrt er sich durch Vermeidung jeder vermeidbaren Reibung im Kontakt mit Anderen. Daraus erwachsen ist kreng djai, eine unbedingte und starke Einstellung, anderen Menschen weder etwas aufzuzwingen noch ihr persönliches Gleichgewicht durch direkte Kritik oder durch Herausforderung oder Konfrontation ins Wanken zu bringen. Der Begiff ist kaum zu übersetzen, Rücksichtnahme kommt ihm am nächsten ohne ihm wirklich gerecht zu werden. Es liegt daran, dass die soziale Position des einzelnen Menschen starken Einfluß auf die Rücksichtnahme nimmt ohne allerdings zu bedeuten, dass der sozial Höhergestellte weniger Rücksicht nehmen muss. Eher ist es so, dass dem Höhergestellten Dinge verschwiegen werden, um sein Gleichgewicht nicht zu gefährden, selbst wenn die Kenntnis dieser Dinge für ihn von höchster Wichtigkeit wäre. So wird der Angestellte seinem Vorgesetzten nicht immer alles melden, was er an Gefahren für die Ziele der Firma heran ziehen sieht – nur um den Chef nicht aufzuregen. Man versucht konsequent, dem anderen Unannehmlichkeiten zu ersparen.

Generell kann man deshalb zusammen fassen, dass die Menschen ihr Äußerstes geben, um persönliche Konflikte garnicht erst aufkommen zu lassen. Bereits das Erkennen lassen von Ärger und Wut wird als gefährlich für die soziale Harmonie angesehen, bedeutet Rohheit, Ignoranz und Unreife.

 

 
 

„djai yen – Kühles Herz”
„djai ron – Heißes Herz”

Ruhe zu bewahren ist für die Menschen in dörflichen Gemeinschaften von elementarer Bedeutung

   
   

Diese Einstellung ist ein wesentlicher Bestandteil der Ehre und erklärt manche Umstände, die Außenstehende verblüffen mögen. Zurschaustellen von Unwillen, Verzweiflung, Unzufriedenheit, Missbilligung, aber auch von Enthusiasmus stößt auf Unverständnis. Damit einhergehend wird die Person, die eine ruhige Gelassenheit ausstrahlt – choei-choei – oder zumindest so wirkt, respektiert, weil sie das hat, was als wichtige Tugend bezeichnet wird.

 

 
 

Die Tugend der inneren Ruhe

 

   
   

Innerhalb des „bewahrenden Rahmens”, der aus den bisherigen Ausführungen ersichtlich ist, teilen die Thai eine konkrete Ansicht darüber, was Freundschaft und Vergnügen bedeuten.

Freundschaft unter Thai ist extrem intensiv. Ihre Sprache ist reich an Ausdrücken, die den Grad ihrer Bindung und damit verbundener Selbstaufopferung beschreiben. Solche Freundschaften findet man besonders unter Männern. Ein phuan tai ist ein Freund, für den es sich zu sterben lohnt. Wenn ein Freund in Schwierigkeiten gerät, fühlt man sich als Freund verpflichtet, zu helfen, egal wie gefährlich es für einen selbst sein sollte. Es gilt tong chuai phuan – jeder muss seinem Freund helfen.

So sucht der Thai seinen Freund für's Leben, ohne allerdings wahllos jeden für diese wichtige Rolle zu akzeptieren. Zu stark ist die Gefahr einer persönlichen Enttäuschung.

 

 
  Freundschaft    
   

Dem sprichwörtlichen Thailändischen Lächeln begegnet man in Thailand auf Schritt und Tritt. Es erweckt den Eindruck, dass es in Thailand nur glückliche, zufriedene und vor allem freundliche Menschen gibt. Wenn auch letzteres überwiegend zutrifft, so ist doch das Lächeln nicht immer nur ein Ausdruck von Glück und Zufriedenheit. Was aber bedeutet es?

In Thailand ist das Lächeln ein Teil des täglichen Lebens, und es gibt mehrere Arten davon. Von „Ich bin wirklich glücklich” über „Ich kann dich nicht ausstehen” bis „Ich fühl mich total miserabel” kann es alles bedeuten. Niemand behauptet, es wäre immer einfach, das auseinander zu halten.

Da ist einmal die Freude über irgend eine Situation, die es auslöst. Genau wie bei uns. Aber es könnte sich auch um etwas handeln, was wir als „Schadenfreude” bezeichnen würden. Ein Thai freut sich natürlich nicht wirklich darüber, dass ein anderer den Schaden hat – aber, wenn sich die Situation genügend komisch darstellt, kann er sich offen an dieser Komik erfreuen. „Offen” heißt hier, er versucht nicht, seine heitere Stimmung zu verbergen, wie wir uns vielleicht verpflichtet fühlten. Weder er selbst noch der, dem ein Mißgeschick passierte, empfindet das als „auslachen”. Und deshalb ist das Lächeln solchen Momenten auch nichts Verwerfliches. Wenn jemand voll bekleidet in einen Pool fällt, werden die Leute in Thailand immer lachen – aber der unfreiwillig Gebadete wird wahrscheinlich darin einstimmen, sobald er wieder Luft holen kann.

Vielleicht aber auch nur aus Verlegenheit. Das ist eine andere verbreitete Form des Lächelns. Das Verlegenheits-Lächeln wird gerne zur Konflikt-Lösung eingesetzt – als Eingeständnis der eigenen Schuld sozusagen. Eine schöne Art, djai yen zu zeigen.

Eine weitere Form des Lächelns, auch im Zusammenhang mit djai yen, ist die etwa mit „Kein Kommentar” zu übersetzende, wenn der Thai sich aus einer prekären Situation zurückzieht, ohne etwas zu sagen, auf das man ihn später festnageln könnte. Diese Art können farang meist nicht verstehen, es macht sie wütend, wenn sich jemand so davonstielt. Doch, tief verwurzelt im Thailändischen Sozialleben, verstehen und praktizieren Thai diese Form von Konfliktbewältigung eher, als ein womöglich lautstarkes Wort und Gegenwort, wo wahrscheinlich keine Einigung möglich ist.

Wer sich mit einem Verzeihungs-Lächeln für ein Missgeschick entschuldigt und dafür ein Lächeln zurück erhält, hat gewonnen.

Lächeln ersetzt das „Dankeschön” in vielen Situationen vollkommen ausreichend. In Verbindung mit einem leichten Kopfnicken werden vor allem kleinere Service-Leistungen damit honoriert. Ein Lächeln als Antwort darauf heißt folgerichtig „Bittesehr”.

Die Gefahr lauert im Detail: Wenn du mit einem Thai etwas aushandelst und ihm sagst, was er oder sie dafür zu tun hat, bedeutet Lächeln nicht unbedingt Zustimmung. Es signalisiert allenfalls, dass dein Gegenüber gehört, im besten Fall verstanden hat, was sein Part an dem Deal sein soll.

 

 
 

Das Thailändische Lächeln

Es ist allgegenwärtig. Unmöglich, es zu übersehen. Ich habe nicht daran gedacht, als ich zum ersten Mal in Bangkok ankam. Beim Beamten in der Zollabfertigung ist es mir zuerst begegnet. Da verstand ich ein wenig davon…
Bei einem Zollbeamten!

 

   
   

In den buddhistischen Lehren liegen die Wurzeln einer typischen Eigenschaft der Thai-Bevölkerung: aufrichtige Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen. Diese Tugend ist als nam djai, „Wasser des Herzens”, bekannt und beinhaltet eine spontane Wärme für alle Menschen, Freunde wie Fremde, und, wenn notwendig, die Fähigkeit zum aufrichtigen Mit-Leiden.

Wenn ein Fremder in ein Dorf kommt, wird er nicht als Eindringling angesehen, dem man vorsichtig und misstrauisch begegnen sollte. Mit nam djai, der Geist des Gebens, wird ihm eine Offenheit entgegen gebracht, die weit mehr als eine Art Vertrauensvorschuss ist: die Dorfbewohner werden ihn begrüßen wie einen Freund, ihn einladen, ihm ein Bett in ihren Häusern anbieten.

Meine erste persönliche Erfahrung mit nam djai habe ich hier beschrieben.

Als letzter der Herz-bezogenen Begriffe sei djai dee erwähnt. Er bedeutet „gutes Herz”, durchaus in unserem Sinne. Man bekommt djai dee zugeschrieben, wenn man viel lächelt oder – nur als Beispiel – ein Trinkgeld für einen empfangenen Service gibt, wo es eigentlich nicht erforderlich wäre.

Aus nam djai und djai dee heraus erhaltene Wohltaten wird der Thai sehr wohl zu schätzen wissen. Güte jeder Art, die man erhalten hat, wird unter dem Begriff bunkhun zusammengefasst und obligatorisch erwidert. Dabei ist bunkhun quantitativ nicht mess- oder bewertbar und unterliegt auch bei zeitlichem oder räumlichem Abstand nicht der „Verjährung”. Dankbarkeit katanyuu gehört mit zu den höchsten Tugenden, undankbar zu sein wäre mit einem Gesichtsverlust verbunden.

 

 
 

„nam djai – Wasser des Herzens”

„djai dee – Gutes Herz”

 

   
   

Das macht nichts, das ist nicht schlimm, vergiss es! Mit mai pen rai werden kleinere Fehler oder Missgeschicke einfach vom Tisch gefegt. Anstatt sich über etwas aufzuregen - mai pen rai! Ist das nach den Erläuterungen zu nam djai und djai yen noch verwunderlich?

Auch für diese Einstellung liegen die Wurzeln im Buddhismus. Was passiert, muss passieren, man kann nichts dagegen tun. Warum soll man sich dann darüber aufregen? Es ist Schicksal, Karma, wahrscheinlich liegen die Ursachen dafür in einem früheren Leben. Das ist nicht mehr zu korrigieren, aber man wird versuchen, in diesem Leben alles richtig zu machen, damit im nächsten so ein Missgeschick nicht wieder vorkommen kann.

 

 
 

„mai pen rai”

 

   
   

Wenn man sich unter Thai befindet und ihnen ein wenig zuhört, stellt man fest, dass sie sich fast immer nur mit ihren Spitznamen anreden. Die Spitznamen sollen die Geister verwirren, die die richtigen Namen nicht erfahren sollen.

Nur bei formellen Anlässen wird der echte Vorname verwendet, der meist ein komplizierter Sanskrit- oder Pali-Begriff ist (Pali ist die heilige Sprache der Buddhisten, entsprechend dem Latein der Katholiken). Außer in allen offiziellen Dokumenten werden die ebenfalls aus dem Sanskrit oder Pali stammenden Familiennamen kaum benutzt. Die Gleichgültigkeit dem Familiennamen gegenüber beruht auf der Tatsache, dass diese erst 1919 eingeführt wurden, wobei jede Familie ihren eigenen, nicht ein weiteres Mal vergebenen Namen zugeteilt bekam. Deshalb kann man heute davon ausgehen, dass Personen mit dem selben Familiennamen alle mehr oder weniger miteinander verwandt sind.

Ein neugeborenes Thai-Baby wird zu einem Individuum, sobald es einen Namen bekommen hat und damit im Einwohnerverzeichnis des Dorfes verzeichnet ist. Dabei wird ihm der Name üblicherweise vom Dorf-Vorsteher „verpasst”. Schon kurz danach werden die Eltern sich jedoch auf einen wesentlich kürzeren Spitznamen einigen und ihr Kind damit rufen. Dieser Spitzname bleibt ihm oft bis an sein Lebensende erhalten und wird von ihm derart verinnerlicht, dass der erwachsene Mensch auf Nachfrage manchmal nachdenken muss, um sich an seinen richtigen Namen zu erinnern.

Die stattdessen verwendeten Spitznamen (chü len = Spielname) beruhen entweder auf einen stark verkürzten Vornamen oder auf einer tatsächlichen oder gewünschten Eigenschaft der Person oder auf deren Aussehen. Dazu gehören beispielsweise Däng (rot; helle, rosa Hautfarbe), Dam (schwarz; dunkle Hautfarbe), Noy (wenig, gering), Lek (klein), Jey (gross), usw.

Daneben stammen viele Namen aus dem Tierreich. So gibt es Mäo (Katze), Muu (Schwein), Mot (Ameise), Phet (Ente), Nok (Vogel), Tao (Schildkröte), Gai (Huhn), Nuu (Maus), etc. Namen wie Schwein oder Maus gelten dabei nicht als Beleidigung.

Egal, was der Spitzname nun bedeutet, wichtig ist, dass Erwachsene immer mit einem khun („Herr”, „Frau”, „Fräulein”) oder, bei sehr viel Höhergestellten und Mönchen, thaan vor dem Namen angesprochen werden, und zwar auch dann, wenn wir ihn z. B. in Englisch ansprechen. Diese Regel gilt auch, wenn nicht zu jemandem, sondern über jemanden gesprochen wird. Steht man einer Gruppe gegenüber, so sollte man allerdings alle gleich anreden, alle mit Spitznamen oder alle mit richtigem Namen.

Anstelle der Namen werden gerne auch Titel verwendet. Zur Anrede genügt dann der Titel, der Name muss nicht hinzu gefügt werden: khruu (Schul-Lehrer), aadjaan (Hochschul-Lehrer) oder (khun) moo (Doktor).

Das gegenseitige Vorstellen von sich unbekannten Personen ist traditionell nicht üblich. Sofern es erforderlich ist (z. B. im Geschäftsleben), dass sich Personen kennen, kann durchaus eine formelle Vorstellung durch Dritte erfolgen. Dabei ist die Rangordnung jedoch einzuhalten: der Name des Niedrigergestellten fällt zuerst. Dadurch wird es ihm möglich, der höheren Person den wai in der gebührenden Form zu entbieten.

Personen, die sich nicht vorgestellt worden sind, können ohne weiteres den anderen nach seinem Namen fragen oder ihren eigenen nennen. Damit hat niemand Probleme.

 

 
 

Namen und Anreden

Obwohl jeder Thai einen Vor- und einen Familiennamen hat, werden beide kaum gebraucht

 

   
   

Für den Thai ist die Familie, in welche er hineingeboren wurde, das Zentrum seines Lebens. Die jüngeren Geschwister werden umsorgt und verhätschelt, und mit den Eltern verbindet ihn ein unzerreißbares Band von Liebe, Respekt und Dankbarkeit. Im Gegensatz zu unseren westlichen Kulturen, in denen sich Erwachsene irgendwann einmal mehr oder weniger aus dem Nest ihrer Familie lösen, bleibt ein Thai der eigenen Familie in der Regel für immer verbunden. Erwachsene Thai, wenn sie heiraten und wiederum selbst eine eigenen Familie haben, wohnen sehr häufig in der Nähe der Eltern. Auf dem Lande ist es meist im gleichen Haus, als Großfamilie mit mehreren Generationen. Wenn das nicht geht, ist es oft das selbe Dorf oder in der Stadt der selbe Straßenzug. Auch wenn einzelne Familienmitglieder aus beruflichen Gründen weit weg von der Familie wohnen müssen, sind die Bande spürbar vorhanden und zeigen sich nicht nur durch die finanzielle Unterstützung der Eltern auch aus der Ferne.

 

 
 

Familienbande

Der Familie als kleinste homogene Einheit der Gesellschaft kommt eine zentrale Bedeutung zu

   
   

Thai neigen dazu, eine eigene Zeitrechnung für sich zu beanspruchen. Dabei bedeutet pünktlich zu sein, dass man erscheint, wenn alle anderen Dinge erledigt sind. Das kann durchaus mehr als eine Stunde über die vereinbarte Zeit hinaus bedeuten.

Bei wichtigen Verabredungen, z. B. weil der Zug zu einer bestimmten Zeit abfährt, sollte man deshalb besonders auf die erforderliche Pünktlichkeit hinweisen. Überraschenderweise begreifen sie einen Hinweis auf farang time tatsächlich, verstehen aber ansonsten nicht, warum wir so pingelig sind.

Das bedeutet keinesfalls, dass Thai nicht pünktlich sein können. Wenn es wichtig ist, zum Beispiel, rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, dann klappt es auch. Aber eine Verabredung wie „Treffen wir uns heute nachmittag um vier und machen dieses oder jenes” entbehrt jeder Dringlichkeit. Nichts, das man nicht auch noch um fünf machen könnte…

Eine mehr „seriöse” Quelle für Missverständnisse liegt in der traditionellen Zeitangabe in Thai. Der Tag ist in vier Zeitzonen eingeteilt, deren Stunden getrennt gezählt werden. Wenn wir uns für „morgen früh um fünf” verabreden, kann das auch als „fünfte Stunde am Morgen" verstanden werden: haa moong chaao allerdings entspricht 11 Uhr vormittags, weil 7 Uhr die erste Stunde des Morgens ist. Glücklicherweise wird die Zeit offiziell im 24-Stunden-System angegeben, so dass, auch wenn im Alltag wenig gebraucht, jedem dieses System bekannt ist.

Übrigens: Wenn wir uns einbilden, pünklich zu sein, dann geschieht es uns nur recht, wenn wir selbst einmal zu einer wichtigen Verabredung zu spät kommen, weil wir im Verkehr Bangkoks stecken geblieben sind. Nobody is perfectmai pen rai!

 

 
 

Thai-Zeit

Zum besseren Auskommen hat man zusätzlich die „Farang-Zeit” eingeführt…

 

   
   

Geld haben, reich sein, bedeutet hohes Ansehen mit einer entsprechend hohen sozialen Positionierung. Wer Geld hat, darf sich mehr erlauben. Deshalb ist es nicht verwerflich, seinen Reichtum zu zeigen. Viele Thai sind arm nach unseren Maßstäben. Wenn sie es dennoch beispielsweise zu einem Schmuckstück bringen, dann tragen sie es auch. Eine Goldkette oder einen Ring zu besitzen, ist ihnen sehr wichtig, damit sie etwas herzeigen können. Nur nebensächlich ist, dass so ein Schmuckstück auch das Potenzial zu einer Wertanlage hat, die im Fall des Falles wieder zu Geld gemacht werden könnte. Wenn mein Freund sagt, seine Mutter braucht Gold, dann denke ich zwar spontan, dass sie dieses und jenes braucht, nur kein Gold. Das nützt mir aber nichts. Sie braucht Gold. Sie bekommt Gold! Und alles andere bekommt sie auch – irgendwie.

Wir farang werden grundsätzlich als reich eingestuft. Deshalb ist nichts dabei, von uns Geld anzunehmen. Wir gelten als Geldautomaten auf Beinen, die man bei Bedarf jederzeit anzapfen darf. Das ist überhaupt nicht böse gemeint, weder von den Thai, noch von mir als Vorwurf an sie. Wozu ist denn Geld da, wenn nicht zum Ausgeben? Wir haben es ja, und wenn wir nicht so furchtbar geizig wären, würde es uns sanuk bereiten, es mit vollen Händen auszugeben und mit ihnen zu teilen. (Dass wir geizig sind, ist meine eigene Einschätzung, nicht die der Thai!)

Es ist schon eine verwunderliche Beziehung zwischen Thai und Geld. Es ist nicht immer Geld da für die täglichen Belange, aber da lässt sich improvisieren. Und wenn welches da ist, dann wird es auch ausgegeben. Kaufen bedeutet sanuk, und wenn das Geld ausgeht, dann wird wieder neues kommen – planen, woher, kann man noch später. Wird es eng, dann fragt ein Thai auch schon mal jemanden, ob er ihm was leiht. Aber Leihen ist in Thailand etwas anderes als bei uns: es besteht von vorne herein kaum die Absicht, das Geliehene zurück zu geben. Wird ein Thai um eine Anleihe gebeten, so gibt er, wenn er dazu in der Lage ist, obwohl er genau weiß, was es bedeutet (ich will damit klar stellen, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, ob man sich von einem farang oder einem Thai etwas leiht). Das ist ihre Mentalität, und wenn dich jemand fragt, dann leihe ihm das Gewünschte, nur sei dir im Klaren darüber, dass du es verschenkst!

Jemandem ungefragt etwas weg zu nehmen, was man gerade braucht, zählt übrigens auch als Ausleihen mit der gleichen Konsequenz und gilt keinesfalls als Diebstahl. Solange der Geber nicht widerspricht oder das Ausleihen besonders erschwert (z. B. durch Wegschließen), denkt sich niemand etwas Böses dabei (höchstens – wieder einmal – wir farang).

 

 
 

Geld und Gold

Gold ist für Thai etwas ganz Besonderes. Aber es muss Thai-Gold sein. Die Reinheit für Thai-Gold ist vom Thai Ministry of Economic Affairs auf 96,5% festgesetzt worden, das entspricht 23 Karat. Gold von 14 oder 18 Karat wird von den Thai als minderwertig eingestuft und keiner möchte es haben. Kurioserweise wird sogar Gold von 24 Karat als weniger wertvoll angesehen, weil es mit dieser Reinheit kein Thai-Gold sein kann!

 

   
   

Thai haben ein starkes Nationalbewusstsein. Sie sind sehr verbunden mit ihrem Heimatland und pflegen einen tiefen Respekt für ihre Tradition. Glücklicherweise ist bei ihnen der Rechtsextremismus weitgehend unbekannt.

Auf den ausländischen Betrachter wirkt die thailändische Gesellschaft wie eine große Familie, in die aufgenommen zu werden, beinahe unmöglich erscheint. Zum Thai-Sein, so würden die Thai wohl sagen, muss man geboren sein. Die Schulen und der Staat fördern unübersehbar das Nationalbewusstsein. So treten Schulkinder morgens vor dem Unterricht zu einem Fahnenappell an und singen die Nationalhymne. Jeweils um 8 Uhr und um 18 Uhr wird die Nationalhymne landesweit über alle Radio- und Fernsehstationen ausgestrahlt. Die Passanten haben dann zu diesem Anlass zu pausieren, um der Hymne zu lauschen. In den Bahnhöfen erheben sich zu diesem Zeitpunkt blitzartig, wie von einer höheren Gewalt befohlen, alle Leute. In den Dörfern und kleineren Städten erstirbt in diesen Momenten oft jeglicher Verkehr. Beim Fernsehen werden zur Nationalhymne noch Bilder der Königsfamilie eingeblendet. Auch vor Kinoveranstaltungen wird die Hymne gespielt, welche ebenfalls mit Bildern der Monarchenfamilie unterlegt wird. Auch dort hat sich ein jeder zu erheben.

Das alles schürt das Nationalbewusstsein, ohne dass dabei ein Gefühl der Peinlichkeit aufkommt.

 

 
 

Patriotismus

Der Stolz der Thai zeigt sich im festen Nationalbewusstsein

   
   

Die Beziehung der Thai zu ihrem Königshaus, insbesondere zum gegenwärtigen König Bhumibol Adulyadej, Rama IX., ist sehr stark ausgeprägt. In den Augen seines Volkes hat dieser König alle Eigenschaften früherer Monarchen: Er ist gütig, er ist ein väterlicher Herrscher und er ist ein unnahbarer Gottkönig. Das Volk liebt ihn wegen seines unermüdlichen Einsatzes für sein Land und es respektiert und achtet ihn als die höchststehende Person des Landes, obwohl seine Einflüsse in der heutigen Politik eher gering sind.

Das Thaivolk duldet es nicht, wenn der König kritisiert oder ins Lächerliche gezogen wird. Ebenso erscheint er nirgends in den Medien als Karikatur.

Praktisch in jedem Thai-Haushalt, in Geschäften und Restaurants hängen hoch oben an der Wand Bilder des Königs und seiner Familie.

 

 
  Loyalität zum König    
   

Über 90% der Bewohner Thailands sind Buddhisten. Der Theravada-Buddhismus ist Staatsreligion, und er König ist ihr oberster Beschützer.

Der Buddhismus zeigt dem Menschen auf, dass alles Extreme schlecht ist und es besser ist, einem mittleren Weg zu folgen: nicht zu hart zu arbeiten und nicht zuviel Spaß zu haben. Viele der auf dieser Seite erläuterten besonderen Eigenschaften oder Einstellungen der Menschen sind auf ihre buddhistische Erziehung zurück zu führen.

Die meisten Thai mögen es nicht, wenn man den Buddhismus kritisiert oder gewisse Elemente davon in Frage stellt. Wie bei jeder Religion gibt es dort natürlich auch Angriffsflächen für Kritik, doch diese steht allenfalls hochgestellten Politikern oder den Mönchen selbst zu. Beispielsweise lehrte Buddha den Gläubigen, enthaltsam und ohne Begierde zu leben. Hingegen auf der Strasse und selbst bei Tempelbesuchen sieht man etliche Thai mit haufenweise Goldschmuck um den Hals und an den Händen, sowie mit teuren Markenkleidern und modernen Mobilfunk-Telefonen. Bei dieser stark auf Materialismus geprägten Gesellschaft gibt es andauernd Widersprüche zwischen Religion und dem weltlichen Leben. Der Materialismus wird zwar durch den Buddhismus in gewissen Grenzen gehalten, doch letzterer ist wie eine große Mauer, die allmählich zerbröckelt, besonders in den größeren Städten.

Tiefgründiges Wissen um den Buddhismus haben viele Thai ohnehin nicht. Sie sind eher am Diesseits orientiert und glauben nicht unbedingt an die Wiedergeburt, noch streben sie das Nirvana an. Dennoch werden Missgeschicke aller Art gerne damit erklärt, dass die Ursachen dafür in Fehlern in einem früheren Leben liegen. Nicht im Widerspruch zum Buddhismus ist der Glaube an Geister über alle Gesellschaftsschichten hinweg weit verbreitet und hat deutlich sichtbaren Einfluss auf die Menschen und ihr Verhalten. Ängste und Hoffnungen sind davon eher geprägt als vom Buddhismus.

 

 
 

Religion

Viele der spezifischen Thai-Eigenschaften werden auf ihre buddhistische Erziehung zurück geführt

 

   
   

Etwa 70% der Thailänder arbeiten in der Landwirtschaft, die übrigen in der Wirtschaft, von der etwa 90% in chinesischen Händen liegt. Viele der gehobenen Positionen sind mit Nachkommen chinesischer Einwanderer besetzt. Der relative Wohlstand ist hauptsächlich den fleißigen Chinesen zu verdanken, auch wenn manche Thai dies gerne bestreiten.

Viele Thai sind arm und verdienen nur einen Bruchteil dessen, was wir gewohnt sind. Ein Arbeiter in den Reisfeldern bekommt für einen harten 10-Stunden-Tag vielleicht 100-150 Baht entsprechend zwei- bis dreitausend Baht im Monat, also ca. 50 bis 80 Euro.Angestellte, beispielsweise im Hotel oder Verkäufer, verdienen zwischen drei- und sechstausend Baht, also ca. 80-160 Euro im Monat. Ein relativ angenehmes Leben in der Stadt ohne große Entbehrungen ist nach meiner Einschätzung ab ca. 15.000 Baht im Monat möglich. Beamte und andere besser Verdienende bleiben oft unter dieser Grenze und sind dennoch weitgehend zufrieden. Gehälter in Führungspositionen können allerdings um ein Vielfaches darüber liegen. Von 80.000 Baht aufwärts bis in den hohen sechsstelligen Bereich sind möglich, jedoch nur einem äußerst geringen Teil der Thai zugänglich.

Wenn schon arbeiten, dann lieber ohne große Verantwortung. Auch wenn es Ausnahmen gibt: Der typische Thai ist nicht sonderlich bestrebt, Führungspositionen einzunehmen; er fühlt sich im allgemeinen im einfachen Angestelltenverhältnis wohl. Er ist zwar meist ein guter und zuverlässiger Arbeiter, und einem Landarbeiter kann man keineswegs die fleißige Verrichtung auch harter Arbeit absprechen. Doch muss bei der Arbeit noch Freiraum für sanuk sein. Danach sollte auch während der Arbeitszeit die Möglichkeit bestehen, mit jemandem zu sprechen oder zu scherzen. Ist dies nicht möglich, verwelkt der Thai wie eine Topfblume, welche man zu gießen vergisst. Die Thai haben nicht die verbissene Konzentration und Ausdauer der Europäer oder Japaner. Alles geht spielerischer, lockerer zu. Dass dabei die Leistung leidet, liegt auf der Hand; auf der anderen Seite besteht ein weitaus gesünderes Arbeitsklima mit ausgeglichenen Angestellten.

Die Thai, die doch die Kariereleiter erklimmen, sind in der Regel sehr strebsam. Sie haben eine der besten Universitäten Thailands besucht oder im Ausland studiert und legen weiterhin Wert auf gute Weiterbildungs- und Trainingsmaßnahmen. Besonders die Ausbildung im Ausland bringt ihnen eine hohe Wertschätzung sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens ein.

Das im Thai-Leben essentielle Konzept von Rang und Status bestimmt auch das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Die Verpflichtung zu kreng djai verbietet es, Anordnungen von Vorgesetzten zu hinterfragen oder gar zu kritisieren. Während in westlichen Führungsstilen der Angestellte ermuntert wird, Verbesserungsvorschläge in der Hierarchie nach oben zu melden, wird der Thai Erkenntnisse, die er bei der Erledigung der ihm zugewiesenen Arbeit gewinnt, kaum zum Vorteil des Betriebes mit seinem Vorgesetzten besprechen. Da ist nichts, was er entdecken könnte, was sein Chef nicht ohnehin schon weiss – sonst wäre der nicht der Chef! Aber auch, wenn unerwartete Probleme auftauchen, die den Erfolg der Arbeit in Frage stellen, wird der Vorgesetzte nicht damit belastet. Kreng djai!

So erledigt der Thai die Arbeit, die man ihm zuweist. Eigene Initiative zu ergreifen, sei es privat oder geschäftlich, ist nicht unbedingt seine typische Eigenart. Auch das mag daher kommen, dass, wie weiter oben ausgeführt, früher in Thailand Gemüse, Früchte und weitere Nahrungsmittel wild wuchsen und man diese ohne großen Aufwand ernten konnte. In Europa hingegen musste man rechtzeitig die Felder bestellen und die Ernten einfahren, ansonsten verhungerte man.

Ein guter Manager muss in Thailand sehr umsichtig, sensibel und erfahren sein, um die Bedürfnisse seiner Arbeiter zu erkennen. Kaum werden sie offen sagen, was sie benötigen. Erhalten sie es nicht ohne aktives Einfordern oder stimmt das Arbeitsklima aus anderen Gründen nicht, so werden sie eher ihren Arbeitsplatz wechseln als sich beklagen.

Da eine direkte Kritik für ungenügende Arbeit, wie wir sie von unseren Vorgesetzten erwarten, in Thailand einem Gesichtsverlust des Kritisierten gleichkommt, scheidet sie als Mittel der Einflussnahme fast gänzlich aus. Allenfalls eine indirekte Form ist möglich, bei der lobenswerte Eigenschaften des Kritisierten besonders hervorgehoben werden sollten. Sogar auf Kosten betrieblicher Interessen wird der erfolgreiche Manager eher auf Kompromisse ausweichen als das Ego seines Mitarbeiters über Gebühr zu belasten. Einfühlsame und höfliche Führungs-Charaktere garantieren den Erfolg schon fast, da sie die Mitarbeiter hoch motivieren können. Die Loyalität gegenüber dem Vorgesetzten persönlich ist höher als die zur Firma/Organisation. Dieser beziehungsorientierte Führungsstil ist daher für Thai weit mehr geeignet als ein unpersönlicher und streng systemorientierter Ansatz. Dagegen sind direkte, aggressive Manager nach westlichem Stil selbst dann zum Scheitern verurteilt, wenn ihre fachlichen Qualitäten unumstritten sind.

Der Verdienst alleine ist kein Argument, wenn sich der Arbeiter nicht wohl fühlt, und dass jemand zu einem schlechter bezahlten Job wechselt, um bessere Bedingungen vorzufinden, ist manchmal die einzige Alternative. Und wenn der Vorgesetzte für das schlechte Betriebsklima verantwortlich ist, geht auch schon mal die ganze Mannschaft auf einmal. Wenn die Probleme im Betrieb selbst oder zumindest oberhalb der Stufe des Vorgesetzten angesiedelt sind, geht der mit der Mannschaft bzw. die Mannschaft mit ihm, weil die persönliche Loyalität zum direkten Vorgesetzten mehr wiegt als die zur Firma.

 

 
 

Arbeiten

 

   
   

Die Korruption ist in Thailand weit verbreitet. Trotz Bemühungen einiger Politiker lässt sich die Korruption nicht ausrotten. Sie erfasst beinahe jeden Lebensbereich und bildet eine Art zweites Gesetz. Nur durch sie können illegale Bordelle, Massagesalons und Bars im Lande existieren.

Die Genehmigungen für Haus- oder Hotelbauten werden manchmal auf illegalem Wege bezogen, was erst später, wenn die Gebäude schon stehen, auffällt. Nur auf dieser Weise konnten Hotelbauten an die Küste von Phuket erstellt werden, die gemäß den örtlichen Bauvorschriften viel zu hoch gebaut wurden und dadurch die Landschaft verschandeln. Ebenfalls wurden die Baugenehmigungen der meisten der großen Bungalow-Anlagen auf den idyllischen Phi-Phi-Inseln auf illegalem Wege bezogen, und zwar ohne Rücksicht auf die geschützte Landschaft.

Mafia-ähnliche Machtstrukturen, die zum Teil erheblichen Einfluss auf die lokale Politik ausüben, konnten sich entwickeln, indem die „Paten” mit guten Taten oder Geld eine Art „Konto” mit bunkhun (s.o.) bei der Bevölkerung anlegten und auffüllten. Auf deren Dankbarkeit katanyuu ist Verlass, auch wenn, sobald Macht und Interessen mit in's Spiel kommen, die ehemals psychologische Bindung abgeschwächt wird.

Selbst bei der einfachen Bevölkerung auf dem Lande kommt es häufig vor, dass bei Wahlen Stimmen verkauft werden, um damit einige Baht zu verdienen. Abgeordnete, die sich in das Parlament einkaufen, und Ministerposten, die das Gemeinwohl nicht an erster Stelle sehen, scheinen das in diesem Text dargestellte Bild der Rücksichtnahme der Thai auf die Mitmenschen zu konterkarieren. Wenn man aber bedenkt, dass eine Parteien- oder Cliquen-Orientierung, wie sie im Gegensatz zu unseren eher nach Rechts oder Links ausgerichteten Flügeln vorherrscht, auch wieder Interessengruppen verbindet, für die die Politiker Vorteile beschaffen wollen, dann kann man ihnen zumindest nicht ausschließlich das Wirtschaften in die eigene Tasche vorwerfen.

 

 
  Korruption    
   

Thai planen und reagieren oft sehr spontan und kurzentschlossen. Blitzschnell wird umdisponiert oder auf das vorhin Vereinbarte verzichtet. Langfristiges Planen wie in Europa ist nicht bei allen üblich. Zudem sind die Thai nun mal keine Forscher- oder Abenteurertypen, aber allgemein flexibel und situations-orientiert, pragmatisch. Das ist insofern verständlich, weil Anpassung notwendig ist, wenn eigene Interessen mit gegebenen Situationen kollidieren, um den sozialen Frieden zu bewahren. Die persönlichen Interessen mit der Situation abzugleichen ist wichtiger als die strikte Einhaltung von Prinzipien des Systems, auch wenn das bedeutet, Kompromisse einzugehen.

In Thailand ist es vielmals üblich, dass innerhalb einer Ehe der Mann bestimmt. In ihrem Sinnbild befindet sich der Mann in den zwei vorderen Füssen eines Elefanten, der steuert, und die Frau in den beiden hinteren Füssen, die den vorderen folgen. Ein Bild, das wahrscheinlich die Männer erfunden haben, weil es nicht berücksichtigt, dass die starken Hinterbeine des Elefanten durchaus mitbestimmen können, wo es lang geht. In der Realität hat die Frau zum Beispiel meist die Gewalt über die Familienfinanzen.

 

 
  Weitere Eigenschaften    


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.01.2005