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Seit dem 24. Juni 1932, als
eine Gruppe im Westen ausgebildeter Offiziere und Beamter
einen Staatsstreich unternahmen, ist Thailand eine konstitutionelle
Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1946 König
Bhumibol Adulyadej.
Thai empfinden für ihre
Königsfamilie eine Hochachtung, die westlichen Besuchern
manchmal für die heutige Zeit fast unangemessen erscheinen
mag, und die durchaus religiöse Züge trägt.
Ein Beispiel dafür ist
die Unterwürfigkeit, mit der selbst thailändische
Premierminister oder Militärkommandanten ihrem König
begegnen. Alle thailändischen Besucher bei Mitgliedern
der Königsfamilie sitzen bei Audienzen stets dem König
zu Füssen, auf dem Boden, während der König
auf einem Thron oder bei weniger offiziellen Ereignissen auf
einem Kanapee sitzt. Wird dem König etwas überreicht,
kriecht man quasi auf ihn zu, der Kopf wird eingezogen und
das zu Überreichende wird auf Über-Kopf-Höhe
gehalten.
Mangelnde Respektbezeugung
gegenüber der Königsfamilie ist in Thailand wahrscheinlich
der schlimmste Fehler, der einem unachtsamen Touristen unterlaufen
kann.
Denn Respekt muss nicht nur
den Mitgliedern der Königsfamilie persönlich, sondern
auch allen ihren Porträts bezeugt werden. Dass man mit
thailändischen Banknoten nicht verächtlich umgehen
darf, weil sie das Konterfei des Königs tragen, kann
man inzwischen in fast jedem Reiseführer über das
Land nachlesen. Banknoten sollten deshalb nicht zerknittert
werden, und wer sie öffentlich zerreisst, zieht nicht
nur die Feindschaft derjenigen Thai auf sich, die ihn dabei
beobachten, sondern begeht tatsächlich eine Straftat.
Dass man aber auch mit Briefmarken
respektvoll umzugehen habe, weil auch diese mit dem Kopf des
Königs bedruckt sind, mag sich sogar der Aufmerksamkeit
von Ausländern entziehen, die glauben, das Land gut zu
kennen.
Die Umwandlung von einer
absoluten in eine konstitutionelle Monarchie im Jahre 1932
war die tiefgreifendste Veränderung in der Geschichte
der thailändischen Monarchie, aber keineswegs war es
der gewaltsamste Wechsel.
Wie jede alte Monarchie,
so hat auch die thailändische Monarchie ihren Ursprung
in der Stammesführerschaft. Gemäss der Erfahrung,
dass Stammeshäuptlinge in der Geschichte der Menschheit
in der Regel nie so unumschränkt herrschten wie Könige,
hatte die Thai-Monarchie in Südostasien ihre Anfänge
in Sukhothai mit einer Reihe von ausserordentlich volksnahen
Königen. Das Konzept einer absoluten Monarchie wurde
von thailändischen Königshäusern erst etliche
hundert Jahre später übernommen, und zwar aus den
Khmer-Reichen, die damals von den Thai erobert wurden. Von
den Khmers übernahmen die Thai auch die Umgangsformen
an Königshöfen und sogar die höfische Sprache.
Von der Sukhothai-Ära
bis heute haben in Thailand, bzw. Siam, acht Dynastien geherrscht.
Die Übergänge von einer zur nächsten Dynastie
waren in der Regel blutig, und meistens war es ein hoher Palastbeamter
oder General, der die alte Dynastie stürzte und seine
eigene Familie als neue Dynastie einsetzte.
Die gegenwärtige Chakri
-Dynastie, die auf eine Palast-Revolte im Jahre 1782 zurückgeht,
ist die beständigste der thailändischen Geschichte.
König Bhumibol Adulyadej, der den Thron im Jahre 1946
bestieg (obwohl die Krönung erst im Jahre 1950 stattfand)
ist der am längsten amtierende König der thailändischen
Geschichte (und unter den derzeit lebenden der am längsten
amtierende Monarch der Welt).
Bhumibol Adulyadej verbrachte seine Kindheit
in Lausanne in der Schweiz und
kam 1945 zusammen mit seinem älteren Bruder Ananda Mahidol
zum ersten Mal nach Thailand.
Er kehrte später in die Schweiz zurück
um seine Schule zu beenden. Erst 1951 kam er zurück nach
Bangkok und nahm seine Amtsgeschäfte auf.

Am 28. April 1950 heiratete er Prinzessin Sirikit,
und am 5. Mai 1950 wurde er zum König gekrönt (obwohl
er den Thron schon 1946 bestiegen hatte).
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König Bhumibol Adulyadej
wurde am 5. Dezember 1927 geboren. Das Bild zeigt den König
mit seinem Vater und seiner Mutter kurz nach seiner Geburt
in Cambridge, Massachusetts.

Hier mit seinen Geschwistern
1939

...und ein paar Jahre später.
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Die Kinder Bhumibols und Sirikits sind
Prinzessin Ubol Ratana (geboren am 5. April 1951, heiratete
im August 1972 Peter Ladd Jensen und lebt in den USA), Kronprinz
Vajiralongkorn (geboren am 28. Juli 1952 und verheiratet seit
dem 3. Januar 1977 mit Soamsawali Kitiyakra), Prinzessin Maha
Chakri Sirindhorn (geboren am 2. April 1955, unverheiratet),
Prinzessin Chulabhorn (geboren am 4. Juli 1957, verheiratet
seit dem 7. Januar 1982 mit Virayudth Didyasarin).
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Der König im Kreis seiner Familie.

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Die
Funktionen des Königs im gegenwärtigen thailändischen
Staatswesen werden durch die Verfassung festgelegt. Der König
eröffnet die Sitzungen des Parlaments und ernennt den Premierminister
(wobei die Auswahl allerdings entweder von politischen Parteien
oder vom Militär getroffen wird). Alle Regierungsgewalt
wird in seinem Namen ausgeübt. Auf das tatsächliche
politische Geschehen hat der König allerdings nur wenig
Einfluss. Die Funktion des Staatsoberhaupts ist in Thailand
weitgehend symbolischer und zeremonieller Natur.
Das thailändische Adelssystem ist mit europäischen
Systemen nur bedingt vergleichbar. Jahrhundertelang war es
die Regel, dass thailändische Könige nicht nur mit
einer, sondern mit zahlreichen Frauen verheiratet waren. Alle
thailändischen Könige des vergangenen Jahrhunderts
hatten offiziell über 40 Kinder, und wie der thailändische
Geschichts-Professor Rong Syamananda in seinem Buch History
of Thailand vermerkt hat, war zum Beispiel König Mongkut
mit 39 Frauen und König Chulalongkorn mit 36 Frauen verheiratet.
Trotzdem konnte sich ein legitimer Kronprinz
immer nur aus einer bestimmten königlichen Ehe ergeben
- einer solchen, in der die Frau vom König offiziell
zur Königin erhoben worden war. War eine solche Entscheidung
einmal gemacht, war sie normalerweise unumstösslich.
Und nur die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen, hatten
von Geburt aus den Rang königlicher Prinzen und Prinzessinnen.
Dabei wurde Thailand nie nominell von einer
Königin regiert; die Königin war immer nur die Frau
des Königs und die Mutter von Prinzen und Prinzessinnen
im königlichen Rang, nie aber Herrscherin.
Thailändische Adelstitel, von denen es
in einer genauen hierarchischen Abstimmung weniger als 10
gibt, sind nur bedingt vererblich. Normalerweise hatten (haben)
Kinder Adliger stets einen Rang, der um eine Stufe niedriger
war als der Rang des Vaters, sofern es sich bei der ehelichen
Verbindung mit der Mutter um die Hauptehe handelte. Ging das
Kind aus einer Nebenehe vor, war der Rang noch niedriger.
Es stand jedoch stets in der Macht thailändischer
Könige, Adelstitel nach Gutdünken zu verleihen oder
auch wieder abzuerkennen. So stieg denn auch zum Beispiel
im 17. Jahrhundert ein griechischer Immigrant in französischen
Diensten, Constantine Phaulkon , bis zum höchsten Adelsrang
auf. König Narai machte ihn nacheinander zum Luang Wijayen,
zum Phra Wijayen, zum Phaya Wijayen und schliesslich sogar
zum Chao Phaya Wijayen. König Narais Nachfolger erkannte
Phaulkon jedoch zunächst alle Adelstitel ab und liess
den Griechen dann obendrein noch hinrichten.
Wie schon erwähnt, wird die thailändische
Königsfamilie in einer besonderen Sprache, dem Rachasap,
angesprochen. Das Personalpronomen, das von Nicht-Mitgliedern
der königlichen Familie verwendet wird, wenn sie im Gespräch
mit Mitgliedern der Königsfamilie über sich selbst
reden, lässt sich wörtlich übersetzen als "Ich,
der ich nichts als Staub unter Ihren Füssen bin".
Das Rachasap verwendet in grosser Zahl Termini aus der Khmer-Sprache.
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Dieses Bild
zeigt einmal die Nähe des Königs zu seinem Volk,
aber auch eindrucksvoll, wie das Volk zu ihm steht.



Königswappen und offizielle
Fotos zum 50-jährigen Kronjubiläum
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