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König
Prajadhipok wurde nach dem Tode seines älteren Bruders, König
Vajiravudh, dessen Nachfolger. Er hatte nicht erwartet, jemals
König zu werden. Tatsächlich war Prinz Asdang Dejavudh,
Prinz von Nakorn Rajasima, bis neun Monate vor dem Ableben
von König Vajiravudh als dessen Thronerbe bestimmt. Der jedoch
verstarb im Februar 1925, so dass Prinz Prajadhipok aufrücken
konnte. Allerdings erwartete König Vajiravudh´s Frau (consort?),
Phra Nang Chao Suvadhana, ein Kind, das, sofern es ein
Knabe wäre, automatisch Nachfolger seines Vaters geworden wäre.
Es war jedoch eine Tochter, die zwei Tage vor dem Tod des Königs
geboren worden ist. So kam es, dass Prinz Prajadhipok tatsächlich
König wurde.
Er war sicherlich
ein fähiger König, der große persönliche Opfer vollbrachte,
um seinem Land zu dienen. Seine Herrschaft fiel mit der weltweiten
Wirtschaftskrise, die dem Wall-Street-Crash 1929 folgte, zusammen,
deren Effekte auch in Thailand zu spüren waren. Nach dem ersten
Weltkrieg wurde die ganze Welt mit einer ökonomischen Rezession
konfrontiert, auch Thailand war dabei, obwohl es auf der Gewinnerseite
gestanden hatte. Von 1920 an bis zum Ende der Regentschaft
von König Rama VII war das Nationaleinkommen niedriger als
die Ausgaben. Der König bestieg den Thron mit unbekümmertem
Herzen aber er kämpfte gegen die Rezession durch Kürzung der
Staatsausgaben auf jedem nur erdenklichen Weg. Er schaffte
soviele Verwaltungsorgnae ab, wie er konnte oder reduzierte
deren Personal sowohl in der Hauptstadt als auch in den Provinzen.
So sollte das Gleichgewicht wiedergefunden werden, wie man
damals sagte.
Diese ökonomischen
Maßnahmen waren ein kühner Zug, welcher ihn beim Militär und
in der Bürokratie unbeliebt machte und leicht zu einer Auflehnung
im Land hätte führen können. Auch König Rama VII war beunruhigt
und sprach am 5. Februar 1931 vor Offizieren über die angestrengte
finanzielle Situation: “Ich habe das starke Gefühl, dass ich
geboren wurden, um die Dinge kurz zu halten. Ich mußte vom
Beginn an so verfahren und werde dies weiterhin tun da ich
nicht weiss, was als nächstes passiert. Es ist ein Unglück,
dass ich so vorgehen muss, und ich bin mir völlig im klaren
darüber, dass die Opfer des Sparprogramms in noch tiefere
Probleme gestürzt werden, weil es im Moment sehr schwer ist,
einen neuen Lebensunterhalt zu finden. Daher tue ich dies
nur schweren Herzens und fühle tiefe Sympathie mit denen,
die gehen müssen. Wenn es einen anderen Weg gäbe, dann würde
ich ihn gehen, doch ich sehe keine Alternative. Ich kann nichts
anderes tun als die Ausgaben zu reduzieren.”
Neben der
Reduzierung der Ausgaben wurden auch neue Steuern auf die
Löhne eingefüht. Auch der König selbst reduzierte sein jährliches
Budget von acht auf fünf Millionen Baht und versteuerte dieses
wie jeder andere auch
König Rama
VII förderte ein kooperatives System in der Landwirtschaft
durch Verkündung eines Gesetzes in 1928, das er wie folgt
kommentierte: “Farmer, die nur über begrenzte Mittel verfügen,
sollten mit anderen, die die gleichen Ziele verfolgen, eine
Kooperative gründen, in der jeder jedem helfen kann und durch
Akkumulation ein besseres Ergebnis erzielt werden kann. Damit
wird gleichzeitig eine bessere moralische Stärke des Landes
erreicht.” Insgesamt bemühte er sich, den Wohlstand seines
Landes und seiner Bürger zu vermehren. Er gründete das Meeresdepartment
im Ministerium für Agrarwesen (heute Fischerei-Department)
und entwickelte das Bewässerungssystem in Chiangrak Noi und
Bang Bor. Letzteres Projekt war so erfolgreich, daß viele
versuchten, Landparzellen im Bang Bor und Bang Pree Distrikt
in der Provinz Samut Prakan sowie im Bang Prakong Distrikt
in der Provinz Chachoengsao für sich zu proklamieren. Dadurch
war es teilweise nicht mehr feststellbar, wem was gehörte.
König Rama VII löste das Problem, indem er den Einheimischen
Vorrang gab, da die Auswärtigen meist wohlhabender seien.
Er ernannte sogar spezielle Beamte, welche jedem Ortsansässigen
Landparzellen von nicht mehr als 50 Rai zuteilten, damit diese
ihren eigenen Anbau betreiben konnten.
König Rama
VII war immer bemüht, das Land gedeihen zu lassen und erließ
dazu viele neue Gesetze wie das Land-Enteignungs-Gesetz, die
Konstruktion neuer Schnellstraßen und Eisenbahnen in 1928,
Kontrolle der Handelsaktivitäten 1928, Kontrolle der Filmvorführung
1930, Verbesserung der Ehegesetzgebung 1930, um einige Beispiele
zu nennen. All diese Gesetze waren sorgfältig geprüft und
wurden genau eingehalten, was dem Land sehr gut bekam.
Im Bereich der Kultur
legte König Rama VII ein festes Fundament, namentlich durch
die Gründung eines Königlichen Instituts zur Verwaltung der
königlichen Bibliotheken und zur Förderung literarischer Werke,
zur Verwaltung von Museen, Sicherstellung und Konservierung
historischer Denkmäler und Gegenstände einschließlich der
Förderung des Kunsthandwerks.
Im Jahr 1928 rief König
Rama VII aus eigener Tasche eine Stiftung in Leben, welche
speziell buddhistische Werke fördert und die noch heute existiert.
Einmal sagte er: “Die buddhistische Unterrichtung von Kindern
in Siam ist noch unbefriedigend. Kindern muß das Verständnis
der Moral beigebracht werden, wenn sie noch sehr jung sind.
Religiöse Texte für sie müssen leicht verständlich geschrieben
sein. Zu denken, daß jeder Philosoph automatisch auch verständlich
schreiben kann, ist nicht immer richtig.” Daher startete er
einen Wettbewerb für buddhistische Textbücher, welche jedes
Jahr zu Visaka Buchta veröffentlicht und verteilt
wurden.
König Rama VII sicherte
auch die thailändische klassische Musik wie schon sein geachteter
Vorfahr König Rama II. Die neu gestalteten thailändischen
Stücke Luang Pradits Pairau (Sorn Silapabarnleang),
Rati Pradap Down (Sterne schmücken die Nacht), Khmer
La-or Ong (Wunderschöne Khmer) und Klen Kratop Fang
(Wellen berühren die Küste) eroberten die Herzen vieler Verliebter.
Die Konstitution kommentierte
Seine Majestät König Prajadhipok folgendermaßen: “Es muß der
richtige Zeitpunkt gewählt werden, nicht zu spät und nicht
zu früh. Dies ist sehr schwierig. Man muß sehr schlau sein
und auch Glück haben.”
Seine Vorhersage war
sehr genau, da er wusste, was passieren würde als 1932 die
Revolution begann. Für ihn war es zu spät und ungeeignet.
Aber dennoch haben die Thailänder verstanden und ihm geglaubt,
als er sagte: “Aber wenn wir etwas mit bester Absicht und
unter Einsatz all unserer Fähigkeiten tun, sollte man uns
Achtung zollen, weil wir unser Bestes gegeben haben.” Genau
dies tat König Rama VII.
Am 6. April
1932 zelebrierte das Land das 150-Jahr-Jubiläum der Chakri-Dynastie,
zwei Monate später beendete ein blutloser Staatsstreich die
absolute Monarchie.
Es war am 24. Juni 1932,
als eine kleine Gruppe von Zivilbediensteten und Militäroffizieren,
genannt Kana Raj, vom König eine Verfassung verlangten.
König Prajadhipok verfügte zwar immer noch über eine loyale
Armee, die den Staatsstreich hätte abwehren können, machte
aber keinen Gebrauch davon, weil er selbst schon über derartige
Veränderungen nachgedacht hatte. So war er in der Lage, einen
bereits fertig vorliegenden Entwurf abzugeben, der im Supreme
Council of State debattiert und letztendlich angenommen wurde.
Mit Inkrafttreten der Staatsverfassung am 10. Dezember 1932
wurde König Prajadhipok der erste konstitutionelle Monarch
Thailands. Was ihn in dieser Zeit bewegte, wird deutlich in
einem handgeschriebenen Brief vom 24. Januar 1932 an die revolutionäre
Partei, in welchem er schrieb: “Um des Friedens willen und
weil ich kein Blutvergießen sehen möchte, sollten die Probleme
in gütlicher Weise geregelt, Aufstände und jegliches Durcheinander,
welches dem Land schadet, vermieden werden. Ich selbst habe
im Sinn, einen ähnlichen Wechsel vorzunehmen, namentlich ein
monarchisches Institut innerhalb der Konstitution einzurichten.
Ich willige darin ein, eine Marionette zu werden, so daß die
Einführung der konstitutionellen Monarchie sanft durchgeführt
werden kann.”
Knapp drei
Jahre später allerdings, am 2. März 1935, beschloss er, nicht
ganz glücklich mit dem Ergebnis der Änderungen, auf den Thron
zu verzichten. Er tat dies, um den Weg frei zu machen für
jemand, der besser als er in der Lage sei, das Land zu lenken,
wie er in einem Brief vom gleichen Datum schreibt: “Ich bin
willens, mich selbst all meiner Autorität zu berauben. Ich
werde jedoch diese Autorität nicht einer Person oder Gruppe
übergeben, insbesondere nicht, wenn die Gefahr besteht, daß
diese Macht absolut und ohne die Anhörung der öffentlichen
Meinung gebraucht wird. Es ist nun klar, daß meine Anstrengung
zur Weitergabe der Bürgerrechte an das Volk in Angelegenheiten
der nationalen Politik nicht weiter möglich ist und daß ich
diese nicht schützen kann. Daher danke ich hiermit vom Thron
ab.”
Er ging anschließend
nach England, um sich dort medizinischer Behandlung zu unterziehen.
Dort starb er am 30. Mai 1941 während des zweiten Weltkrieges.
Seine Witwe, Königin Rambhai Barni, brachte 1949 seine Asche
zurück nach Bangkok.
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