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Volksstämme in Thailand

Hmong

     

 

   
   

Der Legende nach stammen die Vorfahren der Hmong „aus einem vereisten Land mit strengen Wintern und langen Nächten” – vermutlich aus den Hochsteppen Tibets, Sibiriens und der Mongolei. Es spricht einiges dafür, dass sie Nachfahren eines „wilden Stammes” mit Namen San Miao sind, die bereits in chinesischen Schriften aus der frühen Epoche der legendären Kaiser (2852 bis 2255 v. Chr.) erwähnt wurden. Aus diesen Schriften geht hervor, dass sie sich dem chinesischen Kaiserreich widersetzten, unter anderem deshalb, weil sie eine eigene Schrift begehrten, die ihnen die Chinesen jedoch nicht zugestanden. Ihre Auflehnung führte zur Verstärkung der Unterdrückung durch die Chinesen und dazu, dass sie über die Jahrhunderte hinweg immer mehr in die unwirtlichen südlichen Gebirgsregionen vertrieben wurden. In der Folge eines fehlgeschlagenen Aufstands gegen die Chinesen in der Mitte des 19. Jahrhunderts migrierten sie über die Grenze nach Vietnam und - vornehmlich - nach Laos. Von dort expandierten sie im Laufe der letzten 100 Jahre nach Thailand, wo sie in 13 der nördlichen Provinzen (Chiang Mal, Chiang Rai, Nan, Phrae, Tak, Lampang, Phayao. Phetchabun, Kamphaeng Phet,  Mae Hong Son, Sukhothai, Pitsanulok und Loei) ein neues Zuhause gefunden haben. Mit etwa 80.000 Stammesangehörigen und etwa 16% Anteil sind die Hmong heute nach den Karen die zweitstärkste Gruppe unter den Bergstämmen Thailands.

Weitere ca. 50.000 Hmong leben in Camps auf thailändischem Gebiet nahe der laotischen Grenze. Sie kamen als Flüchtlinge aus Laos, als das Land 1975 nach dem Vietnam-Krieg, in dem die laotischen Meo die USA unterstützt hatten, eine kommunistische Führung bekam.

Die Hmong sind heute eine der meist-verstreuten Minderheiten. Rund fünf Millionen des Volkes, das dort unter dem Namen Miao bekannt ist, leben in Süd-China in den Provinzen Kweichow, Hunan, Szechuan, Kwangxi und Yünnan. Hmong-Gemeinschaften gibt es  in Nord-Vietnam, Laos, Thailand sowie in geringerer Anzahl in Burma, aber auch in Europa und – als Folge des Vietnam-Krieges – in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Hmong gehören dem Meo-Yao-Zweig der Austro-Thai-Sprachfamilie an.

 

 
 

Herkunft

Die Hmong werden in Thailand auch „Meo” genannt - das ist jedoch nicht unbedingt eine freundliche Bezeichnung.

   
   

Unter den Hmong in Thailand unterscheidet man drei Untergruppen, die sich anhand ihrer Kleidung unterscheiden lassen: 

  1. Hmong Njua, die Blauen Hmong, auch bekannt als Schwarze Meo, Blumige Meo oder Gestreifte Meo (Übersetzungen aus der Thai-Sprache). Frauen dieser Untergruppe tragen die unverkennbaren indigofarbenen Faltenröcke mit einem Batik-Design, geschmückt mit aufwendig bestickten parallelen horizontalen roten, blauen und weißen Bändern. Dazu schwarze Jacken mit weiten, orange und gelb bestickten Aufschlägen und Manschetten. Das Haar ist zu einem großen Knoten gebunden. Die Männer tragen bauschige schwarze Hosen, dazu Jacken, die ähnlich bestickt sind wie bei den Frauen, und über die Brust mit einem Knopf an der linken Schulter geschlossen werden.
  2. Hmong Dao, die Weißen Hmong. Frauen dieser Untergruppe tragen weiße Faltenröcke nur zu Feierlichkeiten. Zur täglichen Arbeit ziehen sie weite indigofarbene Hosen mit einer breiten Schärpe an, mit einem Purpur-Bereich in der Mitte und so lang, dass sie meist bis zum Boden reicht. Dazu einfache Jacken mit blauen Manschetten. Manche Gruppen tragen dazu eine blaue, krempenlose Kappe.
  3. Hmong Gua M'ba (Gua M'ba Meo) (Armband-Hmong) sind erst in neuerer Zeit aus Laos nach Thailand gekommen. Genaugenommen sind sie eine Untergruppe der Weißen Hmong. Man findet sie fast ausschließlich in den Flüchtlings-Camps nahe der laotischen Grenze. 

Um Chiang Mai und westlich davon gehören die meisten Dörfer zu den Hmong Njua, während im Osten nur Hmong Dao-Dörfer zu finden sind.

Für alle Gruppen gemeinsam gilt, dass Silberschmuck eine besondere Bedeutung für die Hmong hat, steht er doch für Wohlstand und Lebenskraft. Zumindest bei festlichen Anlässen wird jeder, Kind oder Greis, silberne Halsringe und Armbänder tragen. Den ersten Halsreifen aus Silber bekommt das Kleinkind bei der Namengebungszeremonie, bei der es aus der Geisterwelt in die Menschenwelt übernommen wird. Einen Teil ihres Vermögens werden die Hmong immer in Silber anlegen.

 

 
 

Untergruppen

 

   
   

Als Standorte für ihre Dörfer bevorzugen die Hmong traditionell höhere Lagen von 1.000 -1.200 Metern, immer unterhalb der schützenden Gipfel der Berge. Den eigenen Lebensunterhalt bestreiten sie durch den Anbau von (Berg-) Reis und Mais und das Züchten von Schweinen, Pferden und Geflügel. Traditionell sind sie mehr als andere Bergvölker in der Opium-Produktion engagiert, welche heute jedoch mehr und mehr im Verborgenen und in unwegsamen Gegenden statt findet. Offiziell ist der Opium-Anbau in Thailand verboten. Besonders unter älteren Männern ist die Abhängigkeitsrate noch heute hoch. Nach und nach und mit Hilfe der Regierung stellen die Bergvölker deshalb ihre Kulturen um auf Kaffee, Obst und Soja. Damit einhergehend werden nach und nach auch die tieferen Lagen bis hinunter zu den fruchtbaren Tälern, in denen Nassreis angebaut werden kann, als Lebensraum erschlossen. Dass sie damit auch in die Nähe der Straßenverbindungen zu Städten und Märkten rücken, kommt ihrem aufkeimendem Geschäftssinn zu Gute.

Die Häuser der Hmong werden ebenerdig gebaut, also nicht auf Stelzen wie bei einigen anderen Bergvölkern. Zunächst wird eine Art oberirdischer Keller gebaut, der für Lebensmittel-Vorräte gedacht ist. Darüber kommt die eigentliche Wohnfläche mit einem oder mehreren Schlafräumen für die Großfamilie und einer geräumigen Plattform für Gäste. In der Mitte des Wohnraumes befindet sich eine offene Feuerstelle. Das Dach reicht meist bis zum Boden und die Hausfronten neigen sich nach außen und nach unten, eine architektonische Besonderheit, die als Markenzeichen ihrer Dörfer gilt. Nur wenige bauen die komfortableren und teureren Häuser im Thai-Stil.

 

 
 

Dörfer

 

   
   

Die Familie ist die kleinste und zugleich wichtigste Einheit des sozialen Lebens der Hmong. Sie umfasst auch die Großeltern, sofern sie im Haushalt leben. Das älteste männliche Mitglied der Großfamilie verfügt über fast unbegrenzte Autorität, alle Familienmitglieder unterwerfen sich seinen Entscheidungen in wichtigen Dingen, auch bei Streitigkeiten unter den Angehörigen. Dafür trägt es die Verantwortung für das Wohlergehen der Familie.

Die nächst größere soziale Einheit ist die Sippe, die normalerweise das ganze Dorf umfasst (selten sind das mehr als zehn Haushalte). So ist das älteste Mitglied der Sippe zugleich Dorfältester, dem alle Haushaltsvorstände unterstehen. Dennoch ist seine Macht begrenzt, weil die Hmong sich nicht gerne unterordnen. So können wichtige, alle Familien betreffende Angelegenheiten, nur mit der Zustimmung aller älteren Männer gefällt werden.

Nach dem Glauben der Hmong wird jedes Neugeborene durch eine „Gottheit der Kinder“ (Poor Dlang Por) in die Welt geschickt und gehört noch die ersten drei Tage der Geisterwelt an. Stirbt es in dieser Zeit, so wird ihm keine Begräbnisfeier zuteil. Drei Tage nach der Geburt bestellt der Vater des Kindes beim Ältestenrat eine Zeremonie, die den Übergang in das weltliche Leben einleitet. Mit zwei geopferten Hühnern wird Poor Dlang Por gedankt und gleichzeitig die Freigabe der Seele des Kindes angefordert. Sie soll von nun an für immer im Körper des neuen Menschen und im elterlichen Haushalt anwesend sein. Mit dieser Zeremonie wird auch die Aufnahme des Kindes in die Welt der Menschen und in die Familie verkündet. Es erhält einen Namen und wird den Schutzgeistern des Haushalts vorgestellt, damit sie ihre Fürsorge auf das neue Familienmitglied ausdehnen mögen.

Neugeborene männliche Nachkommen erhalten zur Vorbereitung auf ihre spätere Verantwortung ein Präsent aus Metall, aus dem sie sich, wenn die Zeit gekommen ist, ein Werkzeug oder eine Waffe herstellen können.

Vor der Hochzeit ist Promiskuität unter den Jugendlichen ganz normal. Sobald die Jugendlichen mit etwa 18 Jahren in das heiratsfähige Alter kommen, beginnt die Suche nach einem Partner nach traditionellem Ritual. Dabei stellen sich Jungen und Mädchen in zwei Reihen mit einem Abstand von fünf bis zehn Metern gegenüber auf. Die Mädchen werfen dem Jungen ihrer Gunst einen schwarzen Stoffball zu, den dieser tunlichst auffangen sollte. Schafft er es nicht, muss er dem Mädchen ein Pfand, ein Kleidungs- oder Schmuckstück, geben, das er nur durch das Singen eines Liebesliedes wieder zurückbekommen kann. Dieses Spiel wird gerne am Rande des Neujahrsfestes veranstaltet.

Nach einer anderen Art ziehen junge Männer vor das Haus der Angebeteten und fordern sie auf, nach draußen zu kommen und ihnen Gesellschaft zu leisten. Wenn sie interessiert ist, wird sie mit dem Jungen ausgehen oder ihn – nur bei den Hmong Dao möglich – gleich in ihren Schlafraum einladen.

Wenn ein Mädchen in die Hochzeit einwilligt, muss der Junge zunächst seine Eltern um Erlaubnis fragen, weil diese den Brautpreis und die Hochzeitsfeier zu bezahlen haben. Ist diese Hürde genommen, kann der junge Mann seine Auserwählte in sein Elternhaus holen. Seine Familie entsendet nun zwei Repräsentanten, die die Eltern des Mädchens darüber informieren, dass ihre Tochter nun Mitglied der eigenen Familie geworden ist. Bis der Brautpreis zwischen den beiden Familien ausgehandelt und ein Hochzeitstermin bestimmt worden ist, lebt das zukünftige Paar in einer Art Probezeit zusammen. Die Hochzeitsfeier schließlich findet im Hause des Bräutigams statt.

Grundsätzlich ist es den Hmong-Männern gestattet, mehr als eine Frau zu heiraten (Polygynie). Praktisch ist das jedoch nur bei sehr Wohlhabenden möglich.

Wenn eine Frau sich von ihrem Gatten trennen will, muss sie den Brautpreis zurückzahlen. Sofern gemeinsame Kinder vorhanden sind, bleiben diese in der Familie des Ehemannes.

 

 
 

Familie

   
   

Die Hmong sind emsige Arbeiter und unabhängige Menschen. Mehr als andere Bergvölker üben sie strikte Arbeitsteilung zwischen Männdern und Frauen. Lange Zeit lebten sie überwiegend vom Opium-Anbau. Auch heute noch kann man blühende Opium-Felder sehen, z. B. in der Nähe des Dorfes Doi Pui im Bereich Doi Sutep in Chiang Mai. Mit einem Unterstützungsprogramm des thail. Königshauses, insbesondere der 1995 verstorbenen Mutter von Rama IX, wurden die Hmong – wie andere Bergvölker – dazu bewogen, auf andere Erwerbsquellen umzustellen.

Eine davon sind die exquisiten Handarbeiten, die die Hmong-Frauen anfertigen. Ursprünglich für den Bedarf der eigenen Familie hergestellte Kleidung aus Baumwolle und Hanf, reichlich geschmückt mit Stickereien und Silberschmuck, ist in ganz Thailand sehr gefragt. Das hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren immer mehr Hmong-Frauen geschäftstüchtig auf Thailands Märkten zu sehen sind, diese und andere handgefertigten Waren zu verkaufen. Zu dem Sortiment steuern die Hmong-Männer selbst gefertigte Armbrüste, Musikinstrumente und andere Gegenstände aus Holz, Bambus und Rattan bei.

Einige Familien sind dadurch wohlhabend geworden, aber die überwiegende Mehrheit ist als arm zu bezeichnen.

Von den Hmong-Männern wird erwartet, dass sie die meiste Arbeit in ihren Familien verrichten. Sie erledigen die schwerste Arbeit und belassen es meist dabei, was in der Praxis bedeutet, dass sie wenig tun und die Unterstützung ihrer Frauen erwarten.

 

 
 

Arbeit

 

   
   

Der chinesische Einfluss auf die Hmong wird deutlich in ihrem Glauben und ihren Praktiken sichtbar. Sie sind Animisten und Ahnen-Anbeter und verehren Naturgeister. Ihre Shamanen üben sich in dramatischen Methoden, die Geister zu kontaktieren. Jedes Haus verfügt über einen Altar mit einem mit Hühnerblut angeklebten und von Hühnerfedern verdeckten Dokument. Es gibt Hinweise auf 11 verschiedene Clans in Thailand, deren Namen und Herkünfte in Hmong-Legenden weitergegeben werden.

Nur wenige Hmong sind zum Buddhismus oder zum Christentum konvertiert.

 

 
 

Religion

 

   
   

Die Neujahrsfeier, normalerweise im Dezember, ist die wichtigste Festivität der Hmong.

 

 
 

Festlichkeiten

   
                 


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 13.06.2004