Sport
in Thailand
Sport in Thailand ist ein Teil
der siamesischen Kultur und wurde von Generation zu Generation
weiter geführt. Sportliche Aktivitäten lassen sich gut mit
der landwirtschaftlich geprägten Lebensart der Thai kombinieren
und tragen während der Perioden der Feldkultivierung und Ernte
zur Verbesserung der Gruppenbeziehungen einsetzen. Daneben
ist Sport aber auch als eine Form der Unterhaltung inmitten
religiöser oder königlicher Zeremonien und Feste etabliert.
Jung
und Alt ist auf den Beinen, um bei spannenden, oftmals aber
auch nur lustigen Spielen dabei zu sein. Damit reflektiert
der Sport die thailändische Lebensart sowie die intellektuelle
Geschicklichkeit und ist gleichzeitig ein feines Band, das
die Menschen von je her bis heute zusammen hält.
Thai Boxing (Muay
Thai)
Thai-Boxen ist eine alte Kriegskunst, die
von Generation zu Generation weiter gegeben wurde. Die Kämpfe
sind allgemein heftig und leidenschaftlich bis hin zu wütend
und grimmig. Einzigartig am Thai-Boxen ist, dass die Kämpfer
Ellbogen, Knie und bloße Füße genau so einsetzen wie die behandschuhten
Fäuste. Ein guter Wettbewerb wird jedoch durch Anwendung von
Techniken anstatt Gewalt entschieden. Die Lehre „Mae Mai Muai
Thai“ (Art der Schläge) ist eine kunstvolle Wissenschaft und
erfordert jahrelanges Training.
Dem
eigentlichen Kampf geht immer das „Wai Khru“–Ritual mit auf
traditionellen Instrumenten gespielterMusik voraus, welches
sowohl die Kämpfer als auch das Publikum auf den Kampf einstimmt.
Das ist insbesondere bei Letzterem deshalb wichtig, weil die
Reaktionen der Zuschauer (lautes Kreischen und Schreien zur
Anstiftung) die Erregung der Kämpfer stimuliert und mehr oder
weniger zum Kampf dazu gehört.
Schwert- und Stab-Kämpfe
(Fun Daab & Krabi Krabong)
Diese
kriegerischen Kampfkünste entwickelten sich aus einem Teil
der mittelalterlichen Militärausbildung. Das von Musik begleitete
„Wai Khru“–Ritual der Wettbewerber geht jedem Kampf voraus
und heizt durch das Klirren der Waffen und die Klänge der
Musik die Kampfesstimmung erst richtig an.
Bootsrennen (Kaeng Ruer)
Bootsrennen
gibt es seit der Ayutthaya-Periode. Die Wettkämpfe finden
üblicherweise in der Nachmonsun-Zeit im Oktober oder November
statt, nach dem Fest Thot Kathin, bei dem den Mönchen neue
Roben und Geldgeschenke überbracht worden sind. Auf dem Bootsvorderteil
befestigte bunte Kleidung soll die Schutzgeister ehren. Die
Boote sind aus Hartholz wie Takhian gemacht und werden mit
8-10 Ruderern und einem (bei Langbooten auch mehreren) Steuermann
besetzt.
Bullenkämpfe (Chon Wua)
Besonders
in Süd-Thailand sind Bullenkämpfe populär. Sie sind wahrscheinlich
durch portugiesische Händler während der Ayutthaya-Periode
eingeführt worden. Die Wettkämpfe finden am Rande lokaler
Festivitäten statt. Die Teilnehmer werden streng nach ihrer
Stärke und ihren Fähigkeiten ausgewählt. Der Anblick ineinander
verkeilter Hörner verzaubert die Zuschauer regelmäßig.
Drachenfliegen (Len Wow)
Aufwendig konstruierte und farbenfrohe Drachen
steigen zu lassen gilt heute als großer Spaß in Thailand. Das
Vergnügen war jedoch nicht immer der Anlass: Während der Sukhothai-Periode
im 13. und 14. Jahrhundert wurden mit Schießpulver gefüllte
Kampfdrachen „Chula“ als Kriegsmaschinen eingesetzt. In der
gleichen Zeit gab es mit der Bauart „Ngao“ auch welche, die
in brahmanischen Riten benutzt wurden. Mit ihren gewölbten Bambusköpfen
und einer darauf abgestimmten Schnur gerieten sie im Luftstrom
in Schwingungen und erzeugten laute Geräusche, mit denen man
Geister zu verjagen trachtete. Auch heute werden sie noch von
Bauern eingesetzt um damit Vögel von der Ernte zu verscheuchen.
In
der Höhe der Ayutthaya-Periode (1351-1767) wurden die Drachen
mehr und mehr dekoriert und mit Schellen versehen. So ausstaffiert
fanden sie Verwendung bei königlichen Zeremonien.
Zur
Regierungszeit von König Rama IV (1851-1868) erlebte der Sport
eine Blütezeit, als die Menschen die königliche Erlaubnis
bekamen, in Bangkok den Platz „Phra Men“ nahe beim Großen
Palast dafür zu benutzen.
Heute
sind die Bauarten „Pak-Pao“ und „Chula“ gebräuchlich. Für
den Sport bestens geeignet sind die Sommermonate März bis
Mai. In dieser Zeit werden Wettbewerbe überall im Land veranstaltet.
Je nach Art der Veranstaltung werden dabei entweder die fliegerischen
Künste oder die Schönheit der Drachen bewertet. Besonders
populär ist ein Wettkampf aus der ersten Kategorie, bei der
zwei Teams gegeneinander antreten. Das eine mit zwei Meter
hohen, sternförmigen „Chula“, die als männlich gelten, gegen
das andere mit den kleineren und als weiblich geltenden, aber
sehr beweglichen „Pak-Poe“ in der Form von Diamanten. Die
Teams setzen ihre ganzen Fähigkeiten ein, den Gegner hinter
eine Trennungslinie zu verbannen.
Thai Schach (Mak Ruk Thai)
Wahrscheinlich stammt das Thai-Schach vom
indischen Schach ab und ist möglicherweise früher benutzt worden,
militärische Strategien zu planen.
Gespielt
wird auf einem quadratischen Brett und jeder Spieler hat sechs
Arten von Spielfiguren: Khun (König), Khon, Met, Ma (Pferd),
Rua (Boot) and Bia (Knecht). Die Spieler bewegen die Figuren
solange nach bestimmten Regeln, bis der König „Khun“ von einem
Spieler festgesetzt ist. Thai-Schach vermittelt intellektuelles
Vergnügen und schärft das Vermögen, schnell und sicher Entscheidungen
zu treffen.
Takrow Lot Huang (Kicking
a Rattan Ball)
Ein kleines Spiel, das während der Freizeit,
aber auch während des Songkran-Festes, Ordinations-Zeremonien
oder anderen Festlichkeiten gespielt wird. Man begegnet ihm
gleichermaßen im öffentlichen Park, auf einem Wat-Gelände oder
in Hinterhöfen.
Gespielt
wird Takrow mit einem sehr leichten Rattan-Ball (oder einem
aus Plastik, der so aussieht, als sei er aus Rattan). Es geht
darum, den Ball möglichst vom Boden fern zu halten. Dafür
kann jeder Teil des Körpers benutzt werden – nur nicht die
Hände. Deshalb schaut ein schön gespieltes Takrow aus wie
ein Ballett, die Spieler springen und recken sich, um einen
guten Schlag führen zu können.
Mindestens
fünf verschiedene Spielarten sind üblich, die alle auf den
gleichen Prinzipien beruhen. Die Version, die bei den Southeast
Asian Games und bei Schulveranstaltungen bevorzugt wird, wird
von zwei Teams aus je drei Teilnehmern über ein Volleyball-Netz
gespielt. Ebenso populär ist die Version, bei der ein Team,
rund um ein Basketball-Netz postiert, versucht, in einer gegebenen
Zeit so viel wie möglich Treffer zu erreichen, bevor sich
das Team abwechselt und der Gegner alles daran setzt, besser
zu sein.
Andere
Spielarten führen mehr komplexe, teilweise geradezu akrobatische
Regeln ein. Zum Beispiel, den Ball rückwärts mit den Fersen
durch einen Ring aus den eigenen, hinter dem Körper gehaltenen
Armen zu kicken.
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