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Songkran - das Wasser-Festival
Neben dem nicht in
Vergessenheit geratenen religiösen Hintergrund spielt
mehr und mehr das "Rahmenprogramm" eine Rolle. Gemeint
sind damit die Wasserspiele, ja geradezu Wasserkämpfe,
die zu dem Zweitnamen "Wasser-Festival" geführt
haben.
Manchen, insbesondere den Touristen, scheint das das eigentliche Songkran auszumachen.
Obwohl Songkran offiziell am 13. April beginnt, startet das Wasserfest oft schon vorher, weil die drei gesetzlichen Feiertage einfach nicht dafür ausreichen.
Ich konnte 2004 Songkran in Chiang Mai erleben. Man hatte mir gesagt, dass es in Chiang Mai am schönsten sei - jetzt weiß ich auch, warum. Der alte Stadtkern ist quadratisch angelegt. Eine alte Stadtmauer (von der nur noch Reste stehen) begrenzt dieses Gebiet. Außen ist ein Kanal um den ganzen Stadtkern herum, beidseitig des Kanals sind Straßen. Das ist es, was für das Wasserfest benötigt wird: Der Kanal hat genügend Wasser für die Wasserschlacht, auf den Straßen kommt man nahe genug heran.
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Los ging es bereits am 11. April und dauerte volle fünf Tage an. Ab etwa 10 Uhr bis zum Sonnenuntergang, etwa 18 Uhr, war Jung und Alt auf den Beinen. An jedem der Tage mit kaum nachlassender Begeisterung geschah in etwa folgendes:
Die Straßen zur Kanalseite voller Menschen, bewaffnet mit Eimern, Wasserpistolen und Wasserkanonen. Auf den Straßen Familienkutschen, was dafür auch immer verfügbar ist: Pick-Ups, Motorräder, Fahrräder. Auf den Pick-Ups riesige Wassertonnen, die jederzeit bei einem kurzen Stop am Kanal wieder aufgefüllt werden können.
Auf den Straßen ist wahrscheinlich niemand, der da fahren muss. Auch die Tuk-Tuks, die teilweise zur Feier des Tages ihre Dächer abmontiert haben, oder die Songthaew, sind extra angemietet, um hier Runde um Runde zu drehen. Dazwischen die rundum geschlossenen Kleinbusse mit Japanern, die dabei sein wollen, ohne selbst nass zu werden.
Denn nass wird man garantiert, darauf sollte man vorbereitet sein (oder sich im Hotel verstecken). Technische Geräte werden, so man sie nicht zu Hause lassen will, in Plastikbeutel verpackt. Für meine Kamera hatte ich mir extra eine Regenhaube besorgt, die ihr das Leben rettete. Beide Mobilfunkgeräte, obwohl in Plastikbeutel verpackt, sind gnadenlos abgesoffen. Mein Geld konnte ich abends zum Trocknen aufhängen...
Der ganze Verkehr ist an diesen Tagen unter Kontrolle der Bevölkerung. Nichts geht mehr, höchstens ein weiterer Eimer Wasser über den Kopf. Wenn man sieht, wie es die Motorradfahrer erwischt, die sich kaum schützen können, wird einem angst und bange. Weil ganze Familien mit bis zu fünf Leuten auf ein Motorrad passen, ist das allerdings nicht ganz ungefährlich. Hält man sich jedoch vor Augen, dass sie einzig und alleine dafür auf der Straße sind, freut man sich mit ihnen. Sie lassen sich sogar herbeiwinken, damit man mit dem schweren Eimer nicht so weit ausholen muss!
Während die Motorradfahrer sich kaum wehren können - allenfalls mit einer unter diesen Umständen mickrigen Wasserpistole - wird von den Pick-Ups massiv zurück geschossen. Mit ihrem mitgeführten Wasservorrat aus einer oder mehreren Tonnen sind die Eimer oder Wasserkanonen schnell nachgefüllt. So gibt es den nassen Segen reichlich auch für diejenigen, die sich auf der dem Kanal gegenüberliegenden Straßenseite bewegen.
Auch in den Seitenstraßen sind Kampfposten aufgestellt. Man kann in der ganzen Stadt nicht trocken bleiben. Man - manche Touristen vielleicht ausgenommen - will es auch gar nicht. Denn letztendlich ist es der Herkunft nach ein Segen, und bekäme jemand kein Wasser ab, würde er wahrscheinlich sehr "betröpfelt" aussehen.
Auch wenn ich es bisher anders beschrieben habe: viele Thai betrachten die Wasserspiele nicht als Kampf. Es geht nicht darum, jemanden voll zu erwischen oder sich für eine gekonnte Dusche zu revanchieren. Viele stehen mit ihren Eimern einfach nur am Straßenrand und schöpfen mit einer kleinen Schale geringe Mengen an Wasser über die vorbei Gehenden. Dabei sagen sie traditionellen Glückwunsch zum neuen Jahr "Sawat Dee Phi Mai" oder "Chok Dee Phi Mai", und man hat den Eindruck, dass es genau so gemeint ist.
Wenn es doch zu Kampfgeschehen kommt, so halte ich das für einen Einfluss der Farang. Und dass Wassertonnen mit Eisblöcken gekühlt werden, ebenfalls. Das Eiswasser ist nämlich äußerst unangenehm im Gegensatz zu dem warmen Kanalwasser. Hier geht es wirklich darum, die Leute zu "erwischen". Ich will das nicht weiter kritisieren, denn ein Heidenspaß ist es allemal. Erstaunlicherweise habe ich "Kampfgesichter" ebenfalls bei den Kleinen beobachtet. Aber denen kann man sowieso nicht böse sein.
Insgesamt habe ich über zweitausend Fotos alleine vom Wasserfest gemacht. Mitten drin statt nur dabei. Eine Auswahl davon wird demnächst in meiner Galerie erscheinen, sobald ich mir mehr Speicherplatz besorgt habe. Denn jetzt reicht der nur noch für einige wenige Bilder aus, die ich deshalb hier zeige.
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"Play Water"
So heißt das Motto dieser Tage. Jedermann geht "Play Water".
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