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Buddhismus / Buddhistische Tempel / Als Novize im Wat

   

Wat - der buddhistische Tempel

Der Begriff  “Tempel” ist nur eine unzureichende Übersetzung des Thai-Wortes Wat. Unter einem Tempel versteht man eher ein einziges Gebäude wie bei einer christlichen Kirche. Dagegen ist das Wat, dem man in Thailand überall und immer wieder begegnet, mehr mit einer Klosteranlage zu vergleichen, in dem buddhistische Mönche leben und wirken. Er besteht dementsprechend aus mehreren eigenständigen religiösen Gebäuden.

 

     

 

 

 

   
   

Das wichtigste Gebäude in einem buddhistischen Wat ist der Ubosot oder Bot, die Ordinationshalle, das Gebäude, in dem religiöse Riten und Dienste zu wichtigen Anlässen wie Wan Pra oder anderen religiösen Tagen ausgeführt werden.

Das Gebäude wird durch acht Sema-Grenzsteine markiert, die außen an den vier Ecken und an den Achsen stehen.

Das nächstwichtigste Gebäude ist Sala Kara Parianya oder Viharn, der Platz, an dem sich die Buddhisten üblicherweise versammeln, um Dienste zu erbringen, z.B. den Priestern Nahrung zu geben, zu beten oder Predigten zu verfolgen (wenn dies nicht im Ubosot geschieht). Es sieht dem Ubosot sehr ähnlich, hat aber nicht die Sema-Grenzsteine.
Beide sind rechteckige Gebäude, deren mächtige Satteldächer mit braungrünen oder blauen Ziegeln verziert sind. Die Firstenden jedes Daches tragen einen vergoldeten Aufsatz, den Cho Fa oder Himmelsquast. Die anmutig geschwungene Verzierung gleicht einem Vogelhals mit Kopf und gilt als Sinnbild des mythischen Garuda - halb Vogel, halb Mensch.
Etwas abseits sind einige wenige Sala (Hallen) zu finden, die als Rastplatz für die dienen, die zur Kirche gehen, und Reihen von Häusern - meist aus Holz -, als Behausungen für die Mönche.

Sowohl der Ubosot als auch der Sala Kara Parianya beherbergen mehrere Bildnisse und Statuen Buddhas, von denen eine den Raum dominiert und von mehreren kleineren umgeben ist. Viele dieser Figuren sind sehr alt, und einige - wie der Smaragd-Buddha - werden besonders verehrt, da sie außergewöhnliche Kräfte besitzen sollen.

Eine weitere verbreitete Architektur eines Thai-Tempels ist der Chedi, auch Stupa oder Pagoda genannt, eine meist kegelförmige Struktur mit immer kleiner werdenden Terrassen und einer hohen Turmspitze, die meist die ganze Anlage des Wat überragt. Die Spitze ist meist mit goldenen Ornamenten verziert und enthält heilige Reliquien Buddhas, heilige Schriften oder eine Statue.
Bei einer anderen Bauform der Chedi mit dem Namen Prang gibt es runde, fingerförmige Türme, die aus der mythischen Bergwelt der Götter aus der Architektur der Khmer übernommen worden sind.
Manche Chedis wurden von Königen gebaut oder von reichen Adligen zum Gedenken an verstorbene Ehefrauen oder andere Verwandte gestiftet. Überhaupt ist es seit den alten Tagen her zu einem Wettstreit unter diesen gekommen, sich beim Bauen oder Erweitern von Tempeln gegenseitig zu übertrumpfen - deshalb wohl sind sie so zahlreich in Thailand zu finden. Ein Wat zu bauen gilt als der größte Verdienst eines Spenders.

Zu einer Tempelanlage gehören oft eine Bibliothek mit heiligen Schriften und ein Mondop. Traditionsgemäß wurde die Bibliothek auf Pfählen über einem See gebaut, um die brüchigen Manuskripte vor Ameisen zu schützen.
Der Mondop ist ein quadratisches Gebäude mit einem Staffeldach, in dem sich ein Reliquienschrein befindet, häufig ein überlebensgroßer Fußabdruck des Buddha in Stein. Wie der Chedi sind dies nicht nur architektonische Merkmale, sondern sie dienen auch der Belehrung und der Konzentration des Geistes.

Einige größere Wat haben Umgänge, offene Galerien mit endlosen Reihen von Buddha-Bildnissen, manchmal Glockentürme und verschiedene Pavillions. Ausserdem gehört zu einem Wat ein Krematorium, das durch einen nadelförmigen Schornstein gekennzeichnet ist, sowie normalerweise eine Schule für Mönche und eventuell auch eine für Laienkinder.

Für das Thai-Volk sind Wat wichtige künstleriche, erzieherische, moralische und soziale Einrichtungen. In künstlericher Hinsicht sind sie die Orte, an denen die feinen Künste der Antike, insbesondere Malerei, Bildhauerei und Architektur, wohl behütet aufbewahrt werden. In der wohlbekannten Königlichen Kapelle Wat Benchamabopit, auch als Marmor-Tempel bekannt, sowie in Wat Arun, dem Tempel der Dämmerung, lernen wir viel über den hochästhetischen Geist der Thai-Künste.

Wat waren seit den alten Zeiten für Jahrhunderte die Zentren der Bildung in Thailand. Thai-Boys (und damals nur diese) erhielten hier ihre intellektuelle und moralische Erziehung durch die Mönche, und das war die einzige Schule, die sie in ihrer Kindheit hatten. Auch heute befinden sich noch viele Schulen auf Tempelgelände.

Unter moralischen Aspekten waren und sind Wat die Plätze, an denen das Volk sein geistiges Wohl findet. Es ist Thai-Tradition, dass jeder Thai-Mann wenigstens einmal im Leben ein Mönch auf Zeit wird, bevor er das Alter von 21 Jahren erreicht - andernfalls wird er nicht als voller Mann respektiert. Die Dauer spielt dabei eine untergeordnete Rolle. 3 Monate sind durchaus normal, aber es gibt keine Vorgaben - auch nur 1 Tag ist möglich.

Aus moralischer Sicht waren Wat seit je beliebte Versammlungsplätze. An Wan Pra oder anderen wichtigen religiösen Tagen kommen die Menschen nicht nur zur Dienstverrichtung hierher, sondern auch zum Vergnügen, weil viele Arten von Unterhaltung wie lakhon oder li-kai bei solchen Gelegenheiten geboten wird. An diesen Tagen ziehen Männer und Frauen jeden Alters ihre beste Kleidung an. Daher kommt der wohlbekannte Ausdruck “schön genug, um zur Kirche zu gehen”.

 

 
 

Tempel in Thailand

 

   
       
 
       


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 02.06.2003